
Unterleibsschmerzen: Ursachen und Verbreitung
Unterleibsschmerzen sind ein weit verbreitetes Symptom, das viele Frauen betrifft. Sie können akut oder chronisch auftreten und verschiedene Ursachen haben. Je nach Auslöser können sie sich in Intensität und Häufigkeit unterscheiden.
Verbreitung
Unterleibsschmerzen sind ein häufiges Beschwerdebild. Viele Frauen leiden regelmäßig darunter, insbesondere im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus. Aber auch chronische Erkrankungen wie Endometriose, PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom) oder interstitielle Zystitis können langanhaltende oder wiederkehrende Schmerzen verursachen.
Ursachen
Die Ursachen für Unterleibsschmerzen sind vielfältig. Zu den häufigsten gehören:
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Zyklusbedingte Ursachen – Regelschmerzen (Dysmenorrhoe) entstehen durch die Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur.
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Endometriose – Versprengte Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter kann starke Schmerzen verursachen.
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PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom) – Hormonelle Dysbalancen können zu Schmerzen und unregelmäßigen Zyklen führen.
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Chronische Entzündungen – Erkrankungen wie interstitielle Zystitis oder Beckenbodenentzündungen können zu dauerhaften Beschwerden führen.
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Infektionen – Bakterielle Infektionen oder sexuell übertragbare Krankheiten (z. B. Chlamydien) können Unterleibsschmerzen auslösen.
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Myome oder Zysten – Gutartige Wucherungen in der Gebärmutter oder Eierstöcken können Schmerzen und Druckgefühle verursachen.
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Magen-Darm-Erkrankungen – Reizdarmsyndrom oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn) können ähnliche Beschwerden hervorrufen.
Da Unterleibsschmerzen viele verschiedene Ursachen haben können, ist eine individuelle Abklärung und gezielte Therapie wichtig.
Klassifizierung von Unterleibsschmerzen
Um die richtige Behandlung zu finden, werden Unterleibsschmerzen nach verschiedenen Kriterien eingeteilt:
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Akut oder chronisch: Akute Schmerzen treten plötzlich auf, während chronische Schmerzen über längere Zeit bestehen bleiben.
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Zyklusbasiert oder unabhängig vom Zyklus: Schmerzen, die regelmäßig mit der Periode auftreten, deuten oft auf Dysmenorrhoe oder Endometriose hin.
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Entzündlich oder nicht-entzündlich: Infektionen oder Entzündungen wie PID (pelvic inflammatory disease) erfordern eine andere Behandlung als hormonelle oder strukturelle Ursachen.
Mögliche Warnsignale bei Unterleibsschmerzen
Unterleibsschmerzen können viele verschiedene Ursachen haben. In einigen Fällen können sie auf eine zugrunde liegende Erkrankung hinweisen, die ärztlich abgeklärt werden sollte. Mögliche Warnsignale sind:
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Unklare, anhaltende Schmerzen, die nicht mit der Menstruation zusammenhängen
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Starke oder unregelmäßige Blutungen, z. B. außerhalb des Zyklus oder nach den Wechseljahren
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Druckgefühl oder Knoten im Unterbauch, die sich nicht zurückbilden
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Chronische Verdauungsbeschwerden, wie Blähungen, Durchfall oder Verstopfung
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Schmerzen beim Wasserlassen oder während des Geschlechtsverkehrs
Eine gründliche Diagnostik ist entscheidend, um die Ursache der Beschwerden zu erkennen und eine gezielte Therapie einzuleiten. Eine frühzeitige Behandlung kann helfen, chronische Schmerzen zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern.
Therapie von Unterleibsschmerzen
Die Therapie von Unterleibsschmerzen hängt von der Ursache, der Intensität und der individuellen Situation der Patientin ab. Ziel ist es, die Beschwerden zu lindern und die zugrunde liegende Erkrankung zu behandeln.
Mögliche Therapieoptionen
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Schmerzmedikation: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Naproxen helfen gegen krampfartige Schmerzen.
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Hormontherapie: Hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille oder Hormonspirale können zyklusbedingte Schmerzen lindern, besonders bei Endometriose oder PCOS.
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Physiotherapie: Beckenbodentraining und gezielte Übungen können helfen, muskuläre Verspannungen und Fehlhaltungen zu lösen.
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Ernährungsumstellung: Eine entzündungshemmende Ernährung kann Symptome bei Endometriose oder Reizdarmsyndrom verbessern.
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Operative Eingriffe: Bei Myomen, Zysten oder Endometriose-Herden kann eine minimalinvasive Operation erforderlich sein.
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Psychotherapeutische Ansätze: Bei chronischen Schmerzen kann eine multimodale Schmerztherapie mit psychologischer Unterstützung sinnvoll sein.
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Medizinisches Cannabis: Kann zur Linderung von chronischen Schmerzen beitragen, insbesondere bei Erkrankungen wie Endometriose oder interstitieller Zystitis.
Achtung: bei Verdacht auf eine Schwangerschaft oder in der Stillzeit ist Cannabis kontrainidziert!
Je nach Ursache werden die Therapieansätze individuell kombiniert, um das bestmögliche Ergebnis für die Patientin zu erzielen.

Cannabis bei Unterleibsschmerzen: Ein Blick auf die pflanzliche Alternative
Das Endocannabinoid-System und Unterleibsschmerzen
Das Endocannabinoid-System (ECS) ist an der Schmerzregulation, Immunmodulation und Entzündungshemmung beteiligt – Prozesse, die bei vielen Ursachen von Unterleibsschmerzen eine Rolle spielen.
Endocannabinoide wie Anandamid und 2-Arachidonoylglycerol (2-AG) binden an CB1- und CB2-Rezeptoren, die unter anderem in Geweben des weiblichen Fortpflanzungssystems vorkommen. Diese Rezeptoren sind an der Regulation des Menstruationszyklus, der Ovulation und der Schmerzverarbeitung beteiligt.
Wirkung von THC (Tetrahydrocannabinol) bei Unterleibsschmerzen
Tetrahydrocannabinol (THC) bindet an CB1- und CB2-Rezeptoren, die unter anderem im Nervensystem, Uterus und Eierstöcken vorkommen. Diese Aktivierung könnte krampflösende und entzündungshemmende Effekte haben, die bei Erkrankungen wie Endometriose, PCOS oder chronischen Beckenschmerzen unterstützend wirken können.
Zusätzlich besitzt THC schmerzlindernde Eigenschaften, die insbesondere bei starken Regelschmerzen oder entzündlichen Unterleibsbeschwerden hilfreich sein könnten. Erste Studien deuten darauf hin, dass es Muskelkontraktionen reduzieren und das Schmerzempfinden positiv beeinflussen kann.
Da THC psychoaktive Effekte haben kann, sollte die Anwendung individuell abgestimmt und idealerweise unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um die bestmögliche Balance zwischen Wirkung und Nebenwirkungen zu gewährleisten.
Wirkung von CBD (Cannabidiol) bei Unterleibsschmerzen
Cannabidiol (CBD) beeinflusst das Endocannabinoid-System (ECS) indirekt, indem es den Abbau körpereigener Endocannabinoide hemmt und deren Wirkung verstärkt. Dadurch könnte es helfen, Schmerzsignale zu modulieren und Entzündungsreaktionen zu regulieren.
Zusätzlich besitzt CBD entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften, die bei Erkrankungen wie Endometriose, PCOS oder chronischen Unterleibsschmerzen von Vorteil sein könnten. Es könnte Muskelkrämpfe lindern, oxidativen Stress reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden verbessern.
Da CBD keine psychoaktiven Effekte hat, gilt es als gut verträglich. Dennoch sollte die Anwendung individuell angepasst und idealerweise ärztlich begleitet werden, um mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu berücksichtigen.
Fazit
Das Endocannabinoid-System (ECS) spielt eine zentrale Rolle in der Schmerzregulation und könnte daher bei Unterleibsschmerzen, insbesondere im Zusammenhang mit Endometriose, Menstruationsbeschwerden oder chronischen Entzündungen, eine unterstützende Funktion haben.
THC und CBD interagieren mit CB1- und CB2-Rezeptoren, wodurch sie entzündungshemmende, schmerzlindernde und muskelentspannende Effekte entfalten können. Erste Studien und Erfahrungsberichte zeigen, dass Cannabis bei krampfartigen Schmerzen, Übelkeit und Stimmungsschwankungen Linderung verschaffen könnte.
Die Anwendung sollte individuell abgestimmt und ärztlich begleitet werden, insbesondere wenn bereits andere Schmerztherapien eingesetzt werden. Weitere Forschung ist notwendig, um das therapeutische Potenzial für spezifische gynäkologische Erkrankungen besser zu verstehen.
Gynäkologie und Cannabis: Die Studienlage
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PCOS & Endocannabinoid-System: Eine Studie zeigt, dass bestimmte PCOS-Phänotypen niedrigere 2-AG-Werte aufweisen, was auf eine mögliche Rolle des ECS bei Hormon- und Stoffwechselstörungen hinweist. [Kabakchieva et al. 2022]
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Schmerzreduktion: 61–95 % der Frauen mit gynäkologischen Schmerzen berichten von Linderung durch Cannabis. Ein RCT mit einer PEA-Kombination zeigte positive Effekte, während andere Studien uneinheitliche Ergebnisse liefern. [Liang et al. 2021]
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Endometriose & ECS: Forschung deutet darauf hin, dass ECS-Dysregulation Entzündungen und Schmerzen bei Endometriose beeinflusst. Cannabis könnte hier eine therapeutische Rolle spielen. [Farooqi et al. 2023]
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Selbstberichtete Wirkung: App-Daten zeigen, dass Endometriose-Betroffene Cannabis häufig zur Schmerzbewältigung nutzen – Inhalation wirkt am besten gegen Schmerzen, orale Formen unterstützen Stimmung und Magen-Darm-Beschwerden. [Sinclair et al. 2021]
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Schwangerschaft & Risiken: Cannabis wird teils gegen Schwangerschaftsübelkeit genutzt, doch Studien warnen vor möglichen langfristigen neurologischen Auswirkungen auf das ungeborene Kind. [Badowski et al. 2020]
Fazit: Cannabis könnte bei gynäkologischen Schmerzen helfen, doch kontrollierte Studien sind nötig, um Sicherheit, Dosierung und langfristige Effekte zu klären.
Rechtliche Lage in Deutschland (Stand 2025)
Seit 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland verschreibungsfähig, und mit der Gesetzesänderung von 2024 wurde der Zugang weiter erleichtert. Krebspatienten können Cannabis nun unabhängig davon erhalten, ob andere Behandlungsansätze bereits ausgeschöpft wurden.
Verordnung & Kostenübernahme
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Ärztliche Verschreibung: Jeder Arzt (außer Zahn- und Tierärzte) kann Cannabis als Rezepturarzneimittel oder in Form von Blüten und Extrakten verordnen. Eine spezielle Genehmigung ist nicht erforderlich.
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Privatversicherte & Selbstzahler: Patienten, die privat versichert sind oder keine Kostenübernahme durch ihre Krankenkasse erhalten, müssen die Therapie selbst finanzieren. In diesen Fällen erfolgt die Abrechnung direkt über eine private ärztliche Leistung.
Dank der neuen Regelungen haben Krebspatienten nun einen vereinfachten Zugang zu medizinischem Cannabis, was die Behandlungsmöglichkeiten erheblich verbessert.
Wie kann Ich mir Cannabis gegen Unterleibsschmerzen verschreiben lassen?
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Beratungsgespräch: Besprich mit deinem Arzt, ob eine Cannabis-Therapie bei dir sinnvoll ist. Dabei werden mögliche Vor- und Nachteile sowie Risiken besprochen.
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Rezept: Liegt eine Indikation vor, kannst du Cannabisblüten oder -extrakte auf Rezept erhalten. Ob und in welchem Umfang die Krankenkasse die Kosten übernimmt, solltest du im Vorfeld klären.
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Einstellung: In der Regel beginnt man mit einer niedrigen Dosis, um Nebenwirkungen zu minimieren, und steigert sie schrittweise, bis man eine spürbare Verbesserung erreicht.
Häufige Fragen zu Cannabis und Unterleibsschmerzen
Was bewirkt Cannabis bei Unterleibsschmerzen?
Viele Betroffene von Unterleibsschmerzen berichten, dass Cannabis ihre Beschwerden lindern kann, indem es krampfhafte Schmerzen reduziert, Entzündungen hemmt und Übelkeit mindert. Besonders THC-haltige Präparate könnten bei therapieresistenten Schmerzen und starken Regelschmerzen hilfreich sein.
Welches Cannabis bei Unterleibsschmerzen?
Die Wahl der Cannabissorte kann individuell angepasst werden, um Symptome gezielt zu lindern und den Alltag möglichst wenig zu beeinträchtigen:
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THC-dominante Sorten können stark schmerzlindernd wirken, da THC direkt auf Schmerzrezeptoren einwirkt. Zudem entspannt es die Muskulatur und hebt die Stimmung. Wegen möglicher psychoaktiver Effekte wie Benommenheit sind sie oft besser für den Abend geeignet.
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CBD-dominante Sorten wirken nicht berauschend, haben entzündungshemmende und entkrampfende Eigenschaften und können tagsüber genutzt werden, ohne die Konzentrationsfähigkeit zu beeinträchtigen.
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Kombinationspräparate mit abgestimmten THC-/CBD-Verhältnissen bieten eine individuelle Balance zwischen Schmerzlinderung und Alltagstauglichkeit.
Für eine optimale Wirkung und minimale Nebenwirkungen ist eine ärztliche Begleitung essenziell, um die richtige Sorte, Dosierung und Anwendungsform zu finden.

Cannabis bei Unterleibsschmerzen: Was sagt ein Arzt?

Dominik Köhler, Arzt
"Seit über zwei Jahren begleite ich Patienten in der Cannabistherapie, insbesondere bei chronischen Unterleibsschmerzen.
Viele herkömmliche Schmerzmittel bieten nicht die gewünschte Linderung oder gehen mit erheblichen Nebenwirkungen einher. NSAR können Magen- und Nierenprobleme verursachen, während Opiate wegen möglicher Abhängigkeit und starker Nebenwirkungen für viele Betroffene keine Option sind.
Cannabis kann eine wirksame Alternative sein, die Krämpfe löst, Entzündungen hemmt und Schmerzen reduziert. Viele Patienten berichten von einer geringeren Abhängigkeit von anderen Schmerzmitteln, einer besseren Schmerzbewältigung und einer verbesserten Lebensqualität.
Die richtige Sorte und Dosierung sind individuell und sollten in Absprache mit einem Arzt angepasst werden."
Disclaimer
Der Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Informationsvermittlung und ersetzt keine medizinische Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Die Inhalte sollen weder zur Eigendiagnose oder -behandlung anregen noch zur selbstständigen Änderung einer bestehenden medizinischen Therapie verleiten. Canflows gibt keine Empfehlungen ab und bewirbt weder spezifische diagnostische Methoden noch Behandlungsansätze. Solltest du Änderungen an deiner medizinischen Behandlung in Erwägung ziehen, sprich dies stets mit einem Arzt ab. Außerdem kann Canflows keine Garantie für die Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen übernehmen. Aus diesem Grund schließen sowohl der Autor der Texte als auch Canflows jegliche Haftung für Schäden aus, die aus der eigenständigen Anwendung der hier bereitgestellten Inhalte resultieren.