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Was ist PTBS?
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die als Reaktion auf extrem belastende oder traumatische Erlebnisse auftritt. Betroffene erleben oft anhaltende Erinnerungen (Flashbacks), Albträume und intensive emotionale Reaktionen auf Reize, die sie an das Trauma erinnern. Diese Symptome führen häufig zu einem Vermeidungsverhalten, das die Lebensqualität erheblich einschränken kann.
Verbreitung
PTBS betrifft weltweit etwa 2-3 % der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens. In Deutschland leiden schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen an dieser Erkrankung. PTBS kann Menschen jeden Alters betreffen, tritt jedoch besonders häufig bei Personen auf, die schwere Traumata erlebt haben, wie Naturkatastrophen, Gewalt oder Unfälle. Frauen sind statistisch etwas häufiger betroffen als Männer. [Die Techniker]
Ursachen und Risikofaktoren
Die Entstehung von PTBS hängt von einer Kombination aus traumatischen Erfahrungen, biologischen Faktoren und individuellen Bewältigungsstrategien ab. Nicht jeder, der ein Trauma erlebt, entwickelt PTBS, was auf die komplexe Interaktion verschiedener Risikofaktoren hinweist.
Mögliche Risikofaktoren:
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Traumatische Erlebnisse – Erlebnisse wie Krieg, körperliche oder sexuelle Gewalt und Naturkatastrophen sind häufige Auslöser.
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Genetische Faktoren – Eine familiäre Neigung zu Angststörungen kann das Risiko erhöhen.
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Neurobiologische Veränderungen – Veränderungen im Gehirn, insbesondere in Bereichen, die für die Stressregulation und emotionale Verarbeitung zuständig sind, spielen eine zentrale Rolle.
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Soziale Unterstützung – Das Fehlen von sozialer Unterstützung nach einem Trauma erhöht das Risiko einer PTBS-Entwicklung erheblich.
Studien zeigen, dass PTBS mit einer Überaktivierung des Amygdala-Hippocampus-Komplexes sowie einer Dysregulation des Stresshormonsystems verbunden ist. [Shin et al 2006]
PTBS Symptome
PTBS äußert sich durch belastende Erinnerungen, emotionales Vermeidungsverhalten und eine gesteigerte Stressreaktion:
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Intrusionen: Flashbacks, Albträume und ungewollte Erinnerungen an das Trauma.
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Vermeidungsverhalten: Meiden von Orten, Menschen oder Gedanken, die an das Ereignis erinnern.
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Hyperarousal: Schlafstörungen, Reizbarkeit, übermäßige Wachsamkeit und starke Schreckreaktionen.
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Negative Gedanken und Gefühle: Hoffnungslosigkeit, Schuldgefühle und emotionale Abstumpfung.
Die Intensität der Symptome variiert individuell. Eine frühzeitige Behandlung kann helfen, den Alltag besser zu bewältigen.
Diagnose einer PTBS
Die Diagnose einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) erfolgt gemäß der S3-Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung und den Kriterien der ICD-10. Dabei werden sowohl die traumatischen Erlebnisse als auch die daraus resultierenden Symptome systematisch erfasst.
Diagnosekriterien nach ICD-10:
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Traumatisches Ereignis: Der Betroffene war einem außergewöhnlich bedrohlichen oder katastrophalen Ereignis ausgesetzt, das tiefe Verzweiflung auslösen kann.
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Wiedererleben des Traumas: Flashbacks, Albträume oder sich aufdrängende Erinnerungen an das Ereignis.
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Vermeidung: Bewusste oder unbewusste Meidung von Situationen, die an das Trauma erinnern.
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Erhöhte Erregbarkeit: Mindestens zwei der folgenden Symptome:
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Schlafstörungen
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Erhöhte Schreckhaftigkeit
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Hypervigilanz (übermäßige Wachsamkeit)
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Konzentrationsprobleme
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Reizbarkeit oder Wutausbrüche
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Zeitlicher Verlauf: Die Symptome treten innerhalb von sechs Monaten nach dem Trauma auf oder entwickeln sich verzögert.
Differenzialdiagnostik
PTBS kann mit anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Substanzmissbrauch überlappen. Eine sorgfältige Abklärung ist notwendig, um die passende Therapie einzuleiten.
Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um Betroffene gezielt zu unterstützen und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.
Therapie der PTBS
Die Behandlung der PTBS zielt darauf ab, Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
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Medikamentöse Therapie: Antidepressiva wie SSRI oder SNRI zur Reduktion von Ängsten und Stimmungsschwankungen.
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Traumafokussierte Psychotherapie: KVT mit Expositionstherapie oder EMDR zur Verarbeitung traumatischer Erinnerungen.
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Psychologische Begleitung: Unterstützung bei Stressbewältigung und Stabilisierung im Alltag.
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Alternative Therapie: Medizinisches Cannabis kann Ängste lindern und Albträume reduzieren.
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Lebensstil-Anpassungen: Bewegung, gesunde Ernährung und soziale Unterstützung können positiv wirken.
Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung sind entscheidend für langfristige Stabilität.

Cannabis bei PTBS: Ein Blick auf die pflanzliche Alternative
Das Endocannabinoid-System und PTBS
Das Endocannabinoid-System (ECS) spielt eine Schlüsselrolle bei der Regulation von Stress, Angst und emotionaler Verarbeitung – zentrale Mechanismen, die bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) oft beeinträchtigt sind.
Endocannabinoide wie Anandamid und 2-AG binden an CB1- und CB2-Rezeptoren in wichtigen Hirnregionen wie der Amygdala und dem Hippocampus, die für die Verarbeitung von Angst und traumatischen Erinnerungen entscheidend sind. Diese Interaktion könnte helfen, übersteigerte Stressreaktionen zu dämpfen, emotionale Stabilität zu fördern und die Angstverarbeitung zu regulieren.
Wirkung von THC (Tetrahydrocannabinol) bei PTBS
Tetrahydrocannabinol (THC) bindet direkt an CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem und beeinflusst dadurch die Regulation von Angst, Stressreaktionen und Gedächtnisverarbeitung – zentrale Mechanismen, die bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) gestört sein können. Diese Aktivierung könnte helfen, übersteigerte Angstreaktionen abzuschwächen und intrusive Erinnerungen zu reduzieren.
Zusätzlich besitzt THC entspannende und schlaffördernde Eigenschaften, die bei PTBS-bedingter Hypervigilanz und Schlafstörungen unterstützend wirken können. Einige Betroffene berichten von einer verbesserten emotionalen Regulation und einer geringeren Belastung durch Flashbacks oder Albträume.
Da THC jedoch auch psychoaktive Effekte wie Benommenheit oder verstärkte Ängste auslösen kann, sollte die Dosierung individuell angepasst und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um die bestmöglichen therapeutischen Vorteile zu erzielen.
Wirkung von CBD (Cannabidiol) bei PTBS
Cannabidiol (CBD) wirkt nicht psychoaktiv und beeinflusst das Endocannabinoid-System (ECS) indirekt, indem es den Abbau körpereigener Endocannabinoide hemmt und deren Wirkung verstärkt. Dies könnte helfen, Angstreaktionen zu regulieren, Stress zu reduzieren und die emotionale Verarbeitung traumatischer Erinnerungen zu unterstützen.
Zudem besitzt CBD angstlösende und entspannende Eigenschaften, die innere Unruhe lindern und Schlafstörungen verbessern können – häufige Symptome bei PTBS. Einige Betroffene berichten von einer stabileren Stimmung und einer besseren Bewältigung von Stresssituationen.
Da CBD keine psychoaktiven Nebenwirkungen hat, wird es als potenziell gut verträgliche Ergänzung in der Behandlung von PTBS betrachtet. Dennoch sollte es unter ärztlicher Aufsicht und in Kombination mit bewährten Therapieansätzen wie Psychotherapie eingesetzt werden.
Fazit
Cannabis könnte eine unterstützende Rolle in der Behandlung von PTBS spielen. Durch die Beeinflussung des Endocannabinoid-Systems besteht die Möglichkeit, Angstreaktionen zu regulieren, übermäßige neuronale Erregbarkeit zu dämpfen und Symptome wie Schlafstörungen oder emotionale Anspannung zu lindern.
Da die Evidenzlage bisher begrenzt ist, sollte eine Therapie mit medizinischem Cannabis individuell angepasst und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Besonders CBD-haltige Präparate und THC in niedrigen Dosen werden untersucht, jedoch sind weitere Studien notwendig, um ihren tatsächlichen Nutzen bei PTBS besser zu verstehen.
PTBS und Cannabis: Die Studienlage
Die Forschung zum Einsatz von Cannabis bei PTBS zeigt gemischte Ergebnisse:
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Verkürzung der REM-Schlafphase kann Albträume reduzieren: THC-haltiges Cannabis kann die REM-Schlafphase unterdrücken, wodurch belastende Albträume bei PTBS-Patienten verringert werden könnten. Dies könnte eine Erklärung für die von einigen Betroffenen berichtete Verbesserung der Schlafqualität sein. [Gordon 2019] [Mondino et al. 2021]
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Mögliche Symptomlinderung, aber schwache Evidenzlage: Eine systematische Übersichtsarbeit zeigt, dass Cannabis mit einer Reduktion der PTBS-Symptome und einer besseren Lebensqualität assoziiert ist. Allerdings stammen die meisten Studien aus Beobachtungsdaten mit hohem Verzerrungsrisiko, sodass belastbare Rückschlüsse schwierig sind. [Rehman et al. 2021]
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Potenzielle Wirkung, aber unklare Mechanismen: Es gibt Hinweise darauf, dass Cannabinoide in der Behandlung von PTBS helfen könnten, doch die genauen Mechanismen sind unzureichend erforscht. Während einige Betroffene von einer positiven Wirkung berichten, fehlen robuste klinische Daten, um eine generelle Empfehlung auszusprechen. [Legare et al. 2022]
Die bisherigen Erkenntnisse zeigen zwar Potenzial, jedoch ist die wissenschaftliche Evidenz für den Einsatz von Cannabis bei PTBS noch begrenzt. Weitere gut kontrollierte Studien sind erforderlich, um Nutzen und Risiken besser zu verstehen.
Wie kann Ich mir Cannabis gegen PTBS verschreiben lassen?
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Beratungsgespräch: Besprich mit deinem Arzt, ob eine Cannabis-Therapie bei dir sinnvoll ist. Dabei werden mögliche Vor- und Nachteile sowie Risiken besprochen.
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Rezept: Liegt eine Indikation vor, kannst du Cannabisblüten oder -extrakte auf Rezept erhalten. Ob und in welchem Umfang die Krankenkasse die Kosten übernimmt, solltest du im Vorfeld klären.
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Einstellung: In der Regel beginnt man mit einer niedrigen Dosis, um Nebenwirkungen zu minimieren, und steigert sie schrittweise, bis man eine spürbare Verbesserung erreicht.
Häufige Fragen zu Cannabis und PTBS
Was bewirkt Cannabis bei PTBS?
Viele Menschen mit PTBS berichten, dass Cannabis ihre Symptome möglicherweise lindern kann, indem es Angstreaktionen dämpft und begleitende Beschwerden wie Schlafstörungen oder emotionale Anspannung beeinflusst.
Insbesondere CBD wird für seine potenziell angstlösenden Eigenschaften untersucht, während THC beruhigend wirken und das Wiedererleben von Traumata abschwächen könnte. Dennoch ist die wissenschaftliche Evidenz begrenzt, und eine therapeutische Anwendung sollte individuell und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
Welches Cannabis bei PTBS?
Die Wahl der Cannabissorte kann individuell angepasst werden, abhängig von den Symptomen und dem gewünschten Effekt:
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Limonen-haltige Sorten könnten durch ihre stimmungsaufhellenden Eigenschaften helfen, depressive Symptome und emotionale Taubheit bei PTBS zu lindern.
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Linalool-haltige Sorten könnten eine beruhigende Wirkung haben und helfen, Anspannung sowie Schlafstörungen zu reduzieren.
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CBD-dominante Sorten sind nicht psychoaktiv und könnten Ängste dämpfen, ohne die kognitive Leistungsfähigkeit zu beeinträchtigen.
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Kombinationspräparate mit THC und CBD könnten sowohl entspannende als auch angstlösende Effekte bieten.
Da die wissenschaftliche Evidenz begrenzt ist, sollte die Anwendung unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um die passende Sorte, Dosierung und Anwendungsform individuell abzustimmen.

Cannabis bei PTBS: Was sagt ein Arzt?

Dominik Köhler, Arzt
"Seit über zwei Jahren begleite ich Patienten in der Cannabistherapie, darunter auch viele mit PTBS. Die wichtigste Grundlage der Behandlung ist eine spezialisierte Psychotherapie, idealerweise durch einen psychologischen Facharzt oder Traumatherapeuten.
Einige Patienten berichten mir, dass Cannabis in bestimmten Phasen, in denen Symptome wie Schlafstörungen oder emotionale Anspannung besonders belastend sind, eine unterstützende Rolle spielen kann. Gleichzeitig gibt es Betroffene, bei denen kaum eine spürbare Veränderung auftritt.
Da der Therapieerfolg individuell unterschiedlich ist, sollte eine Anwendung stets unter ärztlicher Begleitung erfolgen, um mögliche Vorteile optimal zu nutzen."
Disclaimer
Der Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Informationsvermittlung und ersetzt keine medizinische Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Die Inhalte sollen weder zur Eigendiagnose oder -behandlung anregen noch zur selbstständigen Änderung einer bestehenden medizinischen Therapie verleiten. Canflows gibt keine Empfehlungen ab und bewirbt weder spezifische diagnostische Methoden noch Behandlungsansätze. Solltest du Änderungen an deiner medizinischen Behandlung in Erwägung ziehen, sprich dies stets mit einem Arzt ab. Außerdem kann Canflows keine Garantie für die Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen übernehmen. Aus diesem Grund schließen sowohl der Autor der Texte als auch Canflows jegliche Haftung für Schäden aus, die aus der eigenständigen Anwendung der hier bereitgestellten Inhalte resultieren.