
Was ist eine Depression?
Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit. Typisch sind anhaltende Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und ein Interessensverlust an Aktivitäten, die zuvor Freude bereitet haben.
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Verbreitung: Laut WHO sind weltweit rund 5 % der Erwachsenen betroffen, wobei die Dunkelziffer oft höher geschätzt wird. [WHO]
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Symptomvielfalt: Neben emotionaler Leere und Selbstzweifeln können körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Verdauungsprobleme auftreten.
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Langzeitauswirkungen: Viele Betroffene kämpfen über Monate oder sogar Jahre mit depressiven Phasen und Rückfällen. Laut einer Studie haben nach einer ersten Episode etwa die Hälfte der Patienten einen Rückfall oder eine Wiederkehr der Depression erlebt, wobei die meisten Rückfälle innerhalb der ersten sechs Monate auftreten. [Moriarty AS et al, 2022]
Symptome der Depression
Bei Depressionen kann es zu verschiedenen Symptomen kommen. Häufig berichten Betroffene über:
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Tiefe Traurigkeit: Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit, das den ganzen Tag anhalten kann.
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Verändertes Schlafmuster: Einschlafprobleme, Durchschlafstörungen oder vermehrtes Schlafbedürfnis.
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Antriebsarmut: Der innere „Motor“ fühlt sich blockiert, selbst einfache Aufgaben werden zur Herausforderung.
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Interessensverlust: Dinge die einem sonst Freude bereitet haben, sind nicht mehr interessant
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Verminderte Konzentration: Schwierigkeiten, den Fokus zu halten oder klare Gedanken zu fassen.
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Gefühl von Wertlosigkeit: Negative Selbstwahrnehmung, Schuldgefühle und Scham.
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Sozialer Rückzug: Weniger Kontakt zu Freunden und Familie, sinkende Motivation für Freizeitaktivitäten.
Diagnose der Depression
Die Diagnose „Depression“ wird in der Regel von Psychiatern oder psychologischen Psychotherapeuten gestellt. Hierbei kommen standardisierte Kriterien zum Einsatz, wie sie auch in der Nationalen Versorgungsleitlinie oder im ICD-10 beschrieben sind:
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Symptome müssen mindestens zwei Wochen andauern.
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Ausschluss anderer Erkrankungen (z. B. Schilddrüsenunterfunktion, Bipolare Störung).
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Beeinträchtigungen im Alltagsleben oder Beruf.
Therapie der Depression
Üblich sind medikamentöse (z. B. Antidepressiva) und psychotherapeutische Ansätze (z. B. kognitive Verhaltenstherapie). Auch regelmäßige Bewegung, eine strukturierte Tagesplanung und Achtsamkeitstechniken können helfen, Symptome zu lindern.
Zunehmend wird diskutiert, ob medizinisches Cannabis als weiterer Baustein infrage kommt, um Stimmungslage und Lebensqualität zu verbessern.

Cannabis bei Depressionen: Ein Blick auf die pflanzliche Medizin
Cannabis rückt immer mehr in den Fokus, wenn es um die Behandlung psychischer Beschwerden geht. Insbesondere Menschen mit Depressionen leiden oft unter Schlafproblemen, innerer Unruhe und einem Mangel an Lebensfreude.
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Wirkung auf das Endocannabinoid-System: Das körpereigene Endocannabinoid-System spielt eine Rolle bei der Regulierung von Stimmung, Stress und Schlaf. Cannabinoide wie THC und CBD können diesen Regelkreis beeinflussen. [Grinspoon P, 2021]
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Erfahrungsberichte: Manche Betroffene berichten, dass sie sich durch Cannabis entspannter und optimistischer fühlen, wodurch die typische Antriebslosigkeit einer Depression etwas gemildert werden kann.
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CBD bei Depression: CBD gilt als nicht-psychoaktiver Bestandteil der Cannabis-Pflanze. Studien legen nahe, dass es angstlösende und stimmungsaufhellende Effekte haben könnte, was Menschen mit Depression zugute kommen kann. [García-Gutiérrez et al, 2020]
Achtung: Die Wirkung ist sehr individuell und nicht jeder reagiert gleich positiv auf Cannabis. Eine sorgfältige ärztliche Abwägung bleibt unerlässlich.
Depression und Cannabis: Die Studienlage
Die Forschung zu Cannabis bei Depression ist noch im Aufbau, liefert aber bereits erste interessante Ergebnisse:
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In einer Online Umfrage berichten Patienten von Verbesserungen bei depressiven Symptomen sowie Reduzierungen anderer Antidepressiva sobald Cannabis in die Behandlung eingebunden wird. [Turna J et al, 2019]
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Eine retrospektive 18-wöchige Studie mit 59 Patienten ergab eine signifikante Reduktion der Depressionsschwere durch medizinisches Cannabis. Die Behandlung war gut verträglich, und 50,8 % der Patienten zeigten eine klinisch relevante Besserung. [Specka M et al, 2024]
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Klinische Einzelfallberichte deuten darauf hin, dass insbesondere CBD das Potential hat, Angst und Stress zu reduzieren. [Niesink & van Laar, 2013]
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Größere, placebokontrollierte Studien fehlen allerdings noch, um endgültige Aussagen über Wirksamkeit, Dosierung und mögliche Risiken treffen zu können.
So lange der wissenschaftliche Nachweis nicht umfassend gesichert ist, solltest du gemeinsam mit deinem Arzt klären, ob eine Cannabis-Therapie für dich in Frage kommt. Insbesondere sind mögliche Wechselwirkungen mit Antidepressiva oder anderen Medikamenten zu berücksichtigen.
Rechtliche Lage in Deutschland (Stand 2025)
Seit 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland verschreibungsfähig, und mit der Gesetzesänderung von 2024 wurde der Zugang weiter erleichtert. Patienten mit Depressionen können Cannabis nun unabhängig davon erhalten, ob andere Behandlungsansätze bereits ausgeschöpft wurden.
Verordnung & Kostenübernahme
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Ärztliche Verschreibung: Jeder Arzt (außer Zahn- und Tierärzte) kann Cannabis als Rezepturarzneimittel oder in Form von Blüten und Extrakten verordnen. Eine spezielle Genehmigung ist nicht erforderlich.
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Privatversicherte & Selbstzahler: Patienten, die privat versichert sind oder keine Kostenübernahme durch ihre Krankenkasse erhalten, müssen die Therapie selbst finanzieren. In diesen Fällen erfolgt die Abrechnung direkt über eine private ärztliche Leistung.
Dank der neuen Regelungen haben Patienten nun einen vereinfachten Zugang zu medizinischem Cannabis, was die Behandlungsmöglichkeiten erheblich verbessert.
Wie kann Ich mir Cannabis für meine Depression verschreiben lassen?
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Beratungsgespräch: Besprich mit deinem Arzt, ob eine Cannabis-Therapie bei dir sinnvoll ist. Dabei werden mögliche Vor- und Nachteile sowie Risiken besprochen.
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Rezept: Liegt eine Indikation vor, kannst du Cannabisblüten oder -extrakte auf Rezept erhalten. Ob und in welchem Umfang die Krankenkasse die Kosten übernimmt, solltest du im Vorfeld klären.
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Einstellung: In der Regel beginnt man mit einer niedrigen Dosis, um Nebenwirkungen zu minimieren, und steigert sie schrittweise, bis man eine spürbare Verbesserung erreicht.
Häufige Fragen zu Cannabis und Depression
Was bewirkt Cannabis bei Depression?
Viele Menschen mit Depression berichten, dass sie sich durch Cannabis entspannter, weniger ängstlich und gelegentlich antriebsstärker fühlen. Allerdings gibt es auch Personen, bei denen es zu erhöhter Reizbarkeit oder unangenehmen Nebeneffekten kommt. Eine individuelle Anpassung ist daher unerlässlich.
Welches Cannabis bei Depression?
Die Wahl der Cannabissorte kann individuell angepasst werden, um Symptome einer Dperession gezielt zu lindern und den Alltag möglichst wenig zu beeinträchtigen:
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THC-dominante Sorten mit hohem Myrcen-Gehalt könnten besonders in der Nacht hilfreich sein, da sie entspannend wirken und den Schlaf fördern.
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Limonen-haltige Sorten könnten eine stimmungsaufhellende Wirkung haben und helfen, emotionale Belastungen zu bewältigen.
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Kombinationspräparate mit ausgewogenem THC- und CBD-Anteil könnten sich für den Tag eignen, da sie kaum psychoaktive Effekte haben.
Da die wissenschaftliche Evidenz begrenzt ist, sollte die Anwendung unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um die passende Sorte, Dosierung und Anwendungsform individuell abzustimmen.

Cannabis bei Depression: Was sagt ein Arzt?

Dominik Köhler, Arzt
"Seit nun mehr über zwei Jahren betreue Ich Patienten bei der Cannabistherapie.
Depressionen zeigen sich häufig als vielschichtiges Krankheitsbild, welches neben einer psychologischen Betreuung auch oft medikamentös behandelt wird.
Medizinisches Cannabis kann helfen, Symptome einer Depression zu lindern. Erfährungsgemäß berichten Patienten mit Depression über eine bessere Stimmung, eine Antriebsteigerung, einen gesteigerten Appetit sowie kürzere Einschlafzeiten.
Patienten unter herkömmlichen Antidepressiva berichte oft über unangenehme Nebenwirkungen wie emotionaler Abgestumpftheit oder Schlafstörungen. Bei gut eingestellter Cannabistherapie gelingt es vielen Patienten mit Depression andere Medikamente wie Antidepressiva zu reduzieren oder sogar abzusetzen.
Cannabis sollte jedoch nicht als Allzwecklösung, sondern als unterstützende Maßnahme gesehen werden. Eine zusätzliche psychologische Betreuung wird empfohlen."
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Falls du Gedanken an Suizid hast, zögere nicht, rund um die Uhr die Telefonseelsorge zu kontaktieren – entweder online unter www.telefonseelsorge.de oder gebührenfrei über die Nummern 0800/111 0 111, 0800/111 0 222 und 116 123. Werktags tagsüber erreichst du außerdem die Deutsche Depressionshilfe unter 0800 / 33 44 533.
Referenzen
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WHO Depressive disorder (depression), 31 March 2023. Verfügbar unter: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/depression
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Moriarty AS, Meader N, Snell KIE, Riley RD, Paton LW, Dawson S, Hendon J, Chew-Graham CA, Gilbody S, Churchill R, Phillips RS, Ali S, McMillan D. Predicting relapse or recurrence of depression: systematic review of prognostic models. Br J Psychiatry. 2022 Aug;221(2):448-458. doi: 10.1192/bjp.2021.218. PMID: 35048843. Verfügbar unter: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35048843/
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AWMF, Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression, Version 3.2 Verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/nvl-005l_S3_Unipolare-Depression_2023-07.pdf
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ICD-10 F32. Depressive Episode. Verfügbar unter: https://www.icd-code.de/icd/code/F32.-.html
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Grinspoon, P. The endocannabinoid system: Essential and mysterious. Harvard Health Publishing. 2021 Aug. Verfügbar unter: https://www.health.harvard.edu/blog/the-endocannabinoid-system-essential-and-mysterious-202108112569
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García-Gutiérrez MS, Navarrete F, Gasparyan A, Austrich-Olivares A, Sala F, Manzanares J. Cannabidiol: A Potential New Alternative for the Treatment of Anxiety, Depression, and Psychotic Disorders. Biomolecules. 2020 Nov 19;10(11):1575. doi: 10.3390/biom10111575. PMID: 33228239; PMCID: PMC7699613. Verfügbar unter: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33228239/
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Turna J, Simpson W, Patterson B, Lucas P, Van Ameringen M. Cannabis use behaviors and prevalence of anxiety and depressive symptoms in a cohort of Canadian medicinal cannabis users. J Psychiatr Res. 2019 Apr;111:134-139. doi: 10.1016/j.jpsychires.2019.01.024. Epub 2019 Jan 31. PMID: 30738930. Verfügbar unter: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30738930/
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Specka M, Bonnet U, Schmidberg L, Wichmann J, Keller M, Scholze C, Scherbaum N. Effectiveness of Medical Cannabis for the Treatment of Depression: A Naturalistic Outpatient Study. Pharmacopsychiatry. 2024 Mar;57(2):61-68. doi: 10.1055/a-2215-6114. Epub 2024 Jan 11. PMID: 38211630.. Verfügbar unter: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38211630/
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Niesink RJ, van Laar MW. Does Cannabidiol Protect Against Adverse Psychological Effects of THC? Front Psychiatry. 2013 Oct 16;4:130. doi: 10.3389/fpsyt.2013.00130. PMID: 24137134; PMCID: PMC3797438. Verfügbar unter: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24137134/
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Ried K et al. Medicinal cannabis improves sleep in adults with insomnia: a randomised double-blind placebo-controlled crossover study. J Sleep Res. 2023 Jun;32(3):e13793. doi: 10.1111/jsr.13793. Epub 2022 Dec 20. PMID: 36539991. Verfügbar unter: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36539991/