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Medizinisches Cannabis gegen Migräne

Leidest du unter Migräne und suchst nach Alternativen zur klassischen Therapie? Medizinisches Cannabis kann die Stärke von Migräneanfällen verringern.

Eine blonde Frau mit hochgesteckten Haaren drückt ihre Finger an die Stirn, während sie die Augen geschlossen hält – eine typische Geste bei Migräne oder Spannungskopfschmerzen.

Was ist Migräne?

Migräne zählt zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen weltweit. Typisch sind wiederkehrende, oft einseitige Kopfschmerzattacken, die pulsierend oder pochend auftreten und dich so stark beeinträchtigen können, dass du am liebsten alles um dich herum abschalten würdest. Häufig gehen diese Schmerzen mit Übelkeit, Erbrechen sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit einher.

Verbreitung: Laut WHO sind weltweit rund 15 % der Erwachsenen von Migräne betroffen, wobei die Dunkelziffer höher liegen könnte. Einige Menschen identifizieren ihre Beschwerden nicht als Migräne oder lassen sie nicht ärztlich abklären. [WHO]

In Deutschland erfüllen laut Robert Koch Institut 14,8% der Frauen und 5% der Männer die kompletten Diagnosekriterien für Migräne. [RKI 2020]

Symptomvielfalt: Migräne kann sehr unterschiedlich verlaufen. Während manche Betroffene nur gelegentlich Attacken haben, leiden andere mehrmals im Monat oder sogar wöchentlich unter starken Kopfschmerzen. Begleiterscheinungen wie Seh- oder Sprachstörungen (Aura) können auftreten und machen den Alltag noch herausfordernder.

Langzeitauswirkungen: Viele Menschen haben über Jahre hinweg immer wieder Migräneanfälle und entwickeln nicht selten Angst vor der nächsten Attacke. Eine Studie aus dem Journal of Headache and Pain (2017) deutet sogar darauf hin, dass häufige Migräneepisoden das Risiko für Depressionen und Angststörungen erhöhen können – ein Teufelskreis, der die Lebensqualität stark beeinträchtigt. [Peres et al 2017]

Symptome von Migräne

Bei einer Migräneattacke kannst du verschiedene Symptome erleben. Typische Beschwerden sind:

  • Einseitige, pulsierende Kopfschmerzen: Oft verstärken sie sich bei körperlicher Aktivität.

  • Übelkeit und Erbrechen: Der Magen spielt verrückt und belastet zusätzlich.

  • Licht- und Geräuschempfindlichkeit: Schon geringes Licht oder Alltagsgeräusche können unerträglich werden.

  • Aura (bei manchen Betroffenen): Seh- und Sprachstörungen oder kribbelnde Gliedmaßen, die den Anfall einleiten.

Formen der Migräne

Migräne tritt in zwei Hauptformen auf, die sich insbesondere durch das Vorhandensein oder Fehlen einer Aura unterscheiden:

Migräne ohne Aura:

  • Häufigste Form der Migräne.

  • Die Schmerzen treten plötzlich auf und erreichen rasch ihre volle Intensität.

  • Begleitbeschwerden wie Übelkeit, Erbrechen oder Licht- und Geräuschempfindlichkeit können vorkommen, jedoch ohne vorausgehende neurologische Ausfälle.


Migräne mit Aura:

  • Die Kopfschmerzphase wird von neurologischen Symptomen wie Flimmern vor den Augen, verzerrtem Sehen oder Taubheitsgefühlen eingeleitet.

  • Diese Aura dauert meist zwischen 5 und 60 Minuten und verschwindet in der Regel wieder vollständig.

  • Oft folgt nach der Aura der eigentliche Migräneanfall mit den typischen Schmerzen und Begleitsymptomen.

Diagnose von Migräne

Die Diagnose „Migräne“ wird üblicherweise von Neurologen anhand der International Classification of Headache Disorders (ICHD) gestellt. Entscheidende Kriterien sind:

  • Wiederholte, typische Kopfschmerzattacken über einen definierten Zeitraum.

  • Ausschluss anderer Ursachen (z. B. andere Kopfschmerzarten oder neurologische Erkrankungen).

  • Dokumentation von Symptomen wie Übelkeit, Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Aura.

Therapie von Migräne

Die Behandlung richtet sich danach, wie häufig und intensiv deine Migräneattacken auftreten. In der Regel kommen spezielle Migränemedikamente zum Einsatz, dazu gehören:

  • Akuttherapie: Triptane, Schmerzmittel oder Antiemetika (gegen Übelkeit).

  • Prophylaxe: Betablocker, Antikonvulsiva oder neuere Ansätze mit CGRP-Antikörpern.

  • Lebensstil-Änderungen: Ausreichend Schlaf, regelmäßige Mahlzeiten und Stressreduktion können Attacken vorbeugen.

 

In den letzten Jahren wird zudem diskutiert, ob medizinisches Cannabis bei Migräne helfen könnte, Attacken zu lindern oder ihre Häufigkeit zu reduzieren. Zwar ist die Forschungslage noch begrenzt, doch einige Betroffene berichten, dass Cannabinoide ihre Lebensqualität deutlich verbessern.

Eine Frau mit geschlossenen Augen hält sich beide Schläfen mit den Fingern, als ob sie unter starken Kopfschmerzen oder Migräne leidet.

Cannabis bei Migräne: Ein Blick auf die pflanzliche Medizin

Das Endocannabinoid-System und Migräne

Das Endocannabinoid-System (ECS) spielt eine zentrale Rolle in der Schmerzregulation, Entzündungshemmung und neuronalen Balance – Prozesse, die bei Migräne oft aus dem Gleichgewicht geraten.

Endocannabinoide wie Anandamid und 2-AG binden an CB1- und CB2-Rezeptoren, die unter anderem im Nervensystem vorkommen. Diese Rezeptoren beeinflussen die Schmerzverarbeitung und könnten dazu beitragen, überaktive Nervensignale zu dämpfen. Eine Dysregulation des ECS wird mit einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit in Verbindung gebracht, weshalb eine Modulation dieses Systems potenziell zur Linderung von Migräne beitragen kann.

Wirkung von THC (Tetrahydrocannabinol) bei Migräne

Tetrahydrocannabinol (THC) bindet an die CB1- und CB2-Rezeptoren. Diese Aktivierung könnte dazu beitragen, die Schmerzempfindlichkeit zu reduzieren und die neuronale Überaktivität zu dämpfen, die oft mit Migräneanfällen einhergeht.

Zusätzlich besitzt THC entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften, die bei Migränepatienten unterstützend wirken können. Es wird bereits in einigen Fällen zur Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt und könnte helfen, Migräneattacken in ihrer Intensität oder Häufigkeit zu reduzieren.

Da THC psychoaktive Wirkungen haben kann, sollte die Anwendung individuell abgestimmt und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um die bestmögliche Balance zwischen Nutzen und möglichen Nebenwirkungen zu gewährleisten.

Wirkung von CBD (Cannabidiol) bei Migräne

CBD beeinflusst das Endocannabinoid-System (ECS) indirekt, indem es den Abbau körpereigener Endocannabinoide hemmt und deren Wirkung verstärkt.

Zusätzlich besitzt CBD entzündungshemmende und entspannende Eigenschaften, die bei Migräne unterstützend wirken können. Es könnte helfen, überaktive Schmerzsignale zu regulieren, Entzündungen im Nervensystem zu reduzieren und die allgemeine Stressbelastung zu senken – Faktoren, die häufig mit Migräne in Verbindung stehen.

Da CBD keine psychoaktiven Effekte hat, gilt es als gut verträglich. Dennoch sollte die Anwendung individuell abgestimmt und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um mögliche Wechselwirkungen mit anderen Migränetherapien zu berücksichtigen.

Fazit

Cannabis könnte eine ergänzende Rolle in der Migränebehandlung spielen. Durch die Interaktion mit dem Endocannabinoid-System (ECS) gibt es Hinweise darauf, dass Cannabinoide Entzündungen reduzieren, die Schmerzverarbeitung beeinflussen und die Lebensqualität von Migränepatienten verbessern könnten.

Besonders THC und CBD werden für ihre potenziell schmerzlindernden und entspannenden Eigenschaften diskutiert. Sie könnten helfen, die Häufigkeit und Intensität von Migräneattacken zu verringern, indem sie überaktive Nervensignale modulieren und Stressreaktionen dämpfen.

Die Anwendung von medizinischem Cannabis sollte individuell abgestimmt und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, insbesondere in Kombination mit anderen Migränetherapien.

Migräne und Cannabis: Die Studienlage

Die Forschung, die sich speziell mit dem Einsatz von Cannabis bei Migräne beschäftigt, nimmt langsam Fahrt auf:

  • Reduzierte Schmerzintensität: Eine Studie im Journal of Pain (2020) legt nahe, dass medizinisches Cannabis bei Migränepatienten die Intensität und Häufigkeit der Attacken verringern könnte.
    [Cuttler C et al, 2020]

  • Geringere Frequenz: Bei manchen Patienten stoppt medizinisches Cannabis Migräneattacken und verringert die Häufigkeit, in der Migräne auftritt [Okusanya BO et al 2022]

  • Verminderte Übelkeit: Einige Patienten berichten nach einer Therpie mit medizinsischem Cannabis für 6 Monate von einer verringerten Übelkeit oder Erbrechen während Migräneattacken [Okusanya BO et al 2022]

Solange noch keine eindeutigen Leitlinien existieren, ist es wichtig, im Vorfeld mit einem erfahrenen Arzt oder Neurologen zu besprechen, ob und wie eine Cannabis-Therapie sinnvoll ist.

Rechtliche Lage in Deutschland (Stand 2025)

Seit 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland verschreibungsfähig, und mit der Gesetzesänderung von 2024 wurde der Zugang weiter erleichtert. Migränepatienten können Cannabis nun unabhängig davon erhalten, ob andere Behandlungsansätze bereits ausgeschöpft wurden.
 

Verordnung & Kostenübernahme
 

  • Ärztliche Verschreibung: Jeder Arzt (außer Zahn- und Tierärzte) kann Cannabis als Rezepturarzneimittel oder in Form von Blüten und Extrakten verordnen. Eine spezielle Genehmigung ist nicht erforderlich.

  • Privatversicherte & Selbstzahler: Patienten, die privat versichert sind oder keine Kostenübernahme durch ihre Krankenkasse erhalten, müssen die Therapie selbst finanzieren. In diesen Fällen erfolgt die Abrechnung direkt über eine private ärztliche Leistung.

Dank der neuen Regelungen haben Krebspatienten nun einen vereinfachten Zugang zu medizinischem Cannabis, was die Behandlungsmöglichkeiten erheblich verbessert.

Wie kann Ich mir Cannabis gegen Migräne verschreiben lassen?

  1. Beratungsgespräch: Besprich mit deinem Arzt, ob eine Cannabis-Therapie bei dir sinnvoll ist. Dabei werden mögliche Vor- und Nachteile sowie Risiken besprochen.
     

  2. Rezept: Liegt eine Indikation vor, kannst du Cannabisblüten oder -extrakte auf Rezept erhalten. Ob und in welchem Umfang die Krankenkasse die Kosten übernimmt, solltest du im Vorfeld klären.
     

  3. Einstellung: In der Regel beginnt man mit einer niedrigen Dosis, um Nebenwirkungen zu minimieren, und steigert sie schrittweise, bis man eine spürbare Verbesserung erreicht.

Häufige Fragen zu Cannabis und Migräne

Was bewirkt Cannabis bei Migräne?

Viele Migräne-Betroffene berichten, dass sie durch Cannabis eine schnellere Linderung der Kopfschmerzen und Begleitsymptome wie Übelkeit oder Lichtempfindlichkeit erfahren. Allerdings reagieren Menschen unterschiedlich: Während manche deutlich weniger Schmerz empfinden, spüren andere kaum eine Veränderung oder leiden unter Nebenwirkungen wie Schwindel oder erhöhter Reizbarkeit.

Welches Cannabis bei Migräne?

  • THC-dominante Sorten können schmerzlindernd wirken, sind aber psychoaktiv. Das kann helfen, sich zu entspannen, führt aber gelegentlich zu unerwünschten Effekten wie Benommenheit oder Mundtrockenheit.
     

  • CBD-dominante Sorten wirken nicht psychoaktiv und werden von vielen Patienten als entkrampfend und beruhigend empfunden. Sie könnten sich daher besonders eignen, wenn du tagsüber arbeitsfähig bleiben möchtest.
     

  • Kombinationspräparate mit unterschiedlichen THC-/CBD-Verhältnissen bieten dir die Möglichkeit, die positiven Eigenschaften beider Cannabinoide zu nutzen, ohne zu stark berauscht zu sein.

Eine ärztliche Begleitung ist sinnvoll, um die für dich passende Sorte und Dosierung zu finden.

Eine Lupe welche den englischen Satz "Frequently asked Questions" vergrößert.

Cannabis bei Migräne: Was sagt ein Arzt?

Dominik Koehler. Ein Arzt mit Kittel und STethoskop um den Hals lächelt freundlich in die Kamera.

Dominik Köhler, Arzt

"Seit nun mehr über zwei Jahren betreue Ich Patienten bei der Cannabistherapie.

Trotz anerkannten Therapien mit herkömmlichen Schmerzmitteln, Triptanen oder Infusionstherapien kann eine Migräne nicht immer ausreichend und ohne Nebenwirkungen behandelt werden.

 

Cannabis stellte eine gute Alternative da, die in den meisten Fällen vorbeugend und symptomlindernd wirkt. Patienten berichten regelmäßig über seltenere, verkürzte oder abgeschwächte Migränattacken.

Der Therapieerfolg und die Sortenwahl unterliegen Unterschieden und sollten individuell abgestimmt werden."

Disclaimer

Der Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Informationsvermittlung und ersetzt keine medizinische Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Die Inhalte sollen weder zur Eigendiagnose oder -behandlung anregen noch zur selbstständigen Änderung einer bestehenden medizinischen Therapie verleiten. Canflows gibt keine Empfehlungen ab und bewirbt weder spezifische diagnostische Methoden noch Behandlungsansätze. Solltest du Änderungen an deiner medizinischen Behandlung in Erwägung ziehen, sprich dies stets mit einem Arzt ab. Außerdem kann Canflows keine Garantie für die Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen übernehmen. Aus diesem Grund schließen sowohl der Autor der Texte als auch Canflows jegliche Haftung für Schäden aus, die aus der eigenständigen Anwendung der hier bereitgestellten Inhalte resultieren.

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