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Medizinisches Cannabis bei Fibromyalgie

Du leidest an den Symptomen an Colitis ulcerosa? Medizinisches Cannabis kann eine Unterstützung zur klassischen Therapie bieten.

Ein Physiotherapeut führt eine manuelle Nackenbehandlung bei einer Patientin durch, um Verspannungen oder Schmerzen zu lindern. Die Frau trägt ein weißes T-Shirt, während der Therapeut sanft Druck auf Nacken und Kopf ausübt.

Was ist Fibromyalgie?

Fibromyalgie zählt zu den häufigsten chronischen Schmerzerkrankungen und stellt eine erhebliche Belastung für Betroffene dar. Im Gegensatz zu akuten Schmerzen handelt es sich bei Fibromyalgie um eine komplexe, anhaltende Erkrankung, die durch weit verbreitete Muskelschmerzen, Druckempfindlichkeit und eine Vielzahl zusätzlicher Symptome gekennzeichnet ist. Dazu gehören unter anderem Erschöpfung, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme („Fibro-Fog“) und eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit. Die Erkrankung beeinträchtigt sowohl das körperliche Wohlbefinden als auch die allgemeine Lebensqualität der Betroffenen erheblich.
 

Verbreitung

Fibromyalgie betrifft weltweit Millionen von Menschen. In Deutschland leiden schätzungsweise 1,5 bis 2 Millionen Menschen an dieser Erkrankung. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer, und die Symptome treten oft im mittleren Erwachsenenalter auf, können jedoch auch jüngere Menschen betreffen. [Deutsches Ärzteblatt]

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen der Fibromyalgie sind noch nicht vollständig geklärt, doch Forscher gehen davon aus, dass eine gestörte Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem eine entscheidende Rolle spielt. Betroffene haben eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Schmerzen, da ihr Nervensystem Reize stärker wahrnimmt und verarbeitet.

Mögliche Risikofaktoren sind eine genetische Veranlagung, psychischer oder körperlicher Stress sowie Infektionen oder rheumatische Erkrankungen.

Ein weiterer diskutierter Mechanismus ist die Hypothese des klinischen Endocannabinoid-Mangels („Clinical Endocannabinoid Deficiency“). Neuere Forschungsergebnisse legen nahe, dass eine verringerte Aktivität des Endocannabinoid-Systems mit Erkrankungen wie Fibromyalgie, Migräne und Reizdarmsyndrom in Verbindung stehen könnte. Da das Endocannabinoid-System an der Schmerzmodulation, Entzündungsregulation und Stressbewältigung beteiligt ist, könnte ein Ungleichgewicht zur verstärkten Schmerzempfindlichkeit und anderen typischen Symptomen der Fibromyalgie beitragen. [Russo 2016​]

Symptome der Fibromyalgie

Fibromyalgie ist eine chronische Schmerzerkrankung, die nicht nur den Bewegungsapparat, sondern auch Schlaf, Konzentration und Wohlbefinden beeinträchtigen kann.
Die häufigsten Beschwerden sind:

  • Chronische Schmerzen: Weit verbreitete Muskelschmerzen, die als ziehend, stechend oder brennend beschrieben werden. Sie treten an verschiedenen Körperregionen auf, variieren in der Intensität und können auf Berührung empfindlich reagieren („Tender Points“).

  • Erschöpfung & Schlafstörungen: Viele Betroffene leiden unter chronischer Müdigkeit (Fatigue), nicht erholsamem Schlaf und häufigem nächtlichem Erwachen.

  • Konzentrationsprobleme („Fibro-Fog“): Typisch sind Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit und geistige Erschöpfung, was den Alltag erschweren kann.

  • Erhöhte Schmerzempfindlichkeit: Überreaktion auf Berührung, Temperaturveränderungen sowie Geräusche und Licht, verursacht durch eine gestörte Schmerzverarbeitung.

  • Weitere Begleitsymptome: Häufig treten Kopfschmerzen, Reizdarmsyndrom, Schwindel sowie depressive Verstimmungen und Angstzustände auf.

Die Symptome sind individuell unterschiedlich und können durch Stress, Wetterumschwünge oder körperliche Belastung verstärkt werden. [S3-Leitlinie Fibromyalgie]

Diagnose der Fibromyalgie

Die Diagnose von Fibromyalgie ist herausfordernd, da es keine spezifischen Laborwerte oder bildgebenden Verfahren gibt. Sie basiert hauptsächlich auf den klinischen Symptomen und dem Ausschluss anderer Erkrankungen.

Wichtige Kriterien für die Diagnose sind:
 

  • Chronische, weit verbreitete Schmerzen über mindestens drei Monate

  • Druckempfindlichkeit an bestimmten Schmerzpunkten („Tender Points“) oder eine generalisierte Schmerzverarbeitung

  • Begleitsymptome wie Erschöpfung, Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme

Ärzte nutzen häufig Fragebögen und Leitlinien wie die ACR-Kriterien (American College of Rheumatology), um die Erkrankung zu diagnostizieren. Da viele Symptome auch bei anderen Erkrankungen auftreten, werden oft Bluttests oder bildgebende Verfahren eingesetzt, um andere Ursachen auszuschließen. Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, um geeignete Behandlungsmaßnahmen einzuleiten. [S3-Leitlinie Fibromyalgie]

Therapie der Fibromyalgie

Die Behandlung der Fibromyalgie wird individuell angepasst und zielt darauf ab, Schmerzen zu lindern, die Lebensqualität zu verbessern und die körperliche sowie psychische Belastung zu reduzieren.

  • Medikamentöse Therapie: Einsatz von Schmerzmitteln, niedrig dosierten Antidepressiva oder Antikonvulsiva zur Regulation der Schmerzverarbeitung.

  • Bewegungstherapie: Sanfte Bewegung wie Yoga, Schwimmen oder Krafttraining zur Verbesserung der Muskelentspannung und Reduzierung von Schmerzen.

  • Psychologische Therapie: Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) zur Stressbewältigung und Verbesserung des Umgangs mit chronischen Schmerzen.

  • Alternative Therapie: Medizinisches Cannabis und CBD werden zunehmend zur Schmerzreduktion und Verbesserung des Wohlbefindens eingesetzt.

  • Lebensstil-Anpassungen: Strukturierter Alltag, gesunde Ernährung und Entspannungstechniken wie Meditation oder Atemübungen können unterstützend wirken.

Da Fibromyalgie individuell unterschiedlich verläuft, sollte die Behandlung ganzheitlich und an die persönlichen Bedürfnisse angepasst werden, um langfristig eine Verbesserung der Symptome zu erreichen. [S3-Leitlinie Fibromyalgie]

Cannabis bei Fibromyalgie: Ein Blick auf die pflanzliche Alternative

Das Endocannabinoid-System und Fibromyalgie

Das Endocannabinoid-System (ECS) spielt eine zentrale Rolle in der Schmerzregulation und könnte auch bei Fibromyalgie eine bedeutende Funktion haben. Forschungen deuten darauf hin, dass ein Endocannabinoid-Mangel mit einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit und einer gestörten Schmerzverarbeitung zusammenhängen könnte – zwei Kernmerkmale der Fibromyalgie. [Russo 2016]

Endocannabinoide wie Anandamid und 2-AG binden an CB1- und CB2-Rezeptoren, die sowohl im zentralen Nervensystem als auch im Immunsystem aktiv sind. Diese Interaktion könnte dazu beitragen, Schmerzen zu modulieren, Entzündungsprozesse zu beeinflussen und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Obwohl die Forschung hierzu noch nicht abschließend ist, wird medizinisches Cannabis zunehmend als pflanzliche Alternative zur klassischen Schmerztherapie bei Fibromyalgie diskutiert.

Wirkung von THC (Tetrahydrocannabinol) bei Fibromyalgie

THC (Tetrahydrocannabinol) bindet direkt an CB1-Rezeptoren im Nervensystem und CB2-Rezeptoren im Immunsystem, wodurch es Einfluss auf die Schmerzverarbeitung nehmen kann. Diese Aktivierung könnte dazu beitragen, chronische Schmerzen zu lindern, die bei Fibromyalgie besonders ausgeprägt sind.

Zusätzlich wirkt THC muskelentspannend und beruhigend, was helfen kann, Stress, Schlafstörungen und Anspannung zu reduzieren – häufige Begleiterscheinungen der Erkrankung. Manche Betroffene berichten zudem von einer verbesserten Schlafqualität und einem insgesamt ausgeglicheneren Wohlbefinden.

Psychoaktive Nebenwirkungen wie Benommenheit oder Rauschgefühle sollten jedoch beachtet werden, insbesondere bei der Dosierung und Anwendung im Alltag.

Eine Frau fasst sich auf Grund von Schmerzen an den Rücken.

Wirkung von CBD (Cannabidiol) bei Fibromyalgie

CBD (Cannabidiol) wirkt nicht psychoaktiv und beeinflusst das Endocannabinoid-System (ECS) indirekt, indem es den Abbau von Endocannabinoiden hemmt und deren Wirkung verstärkt. Dadurch kann CBD dazu beitragen, Schmerzen zu reduzieren und die Schmerzempfindlichkeit zu modulieren – ein zentraler Faktor bei Fibromyalgie.

Zudem besitzt CBD entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften, die helfen können, oxidative Stressreaktionen zu mindern, die bei der Erkrankung eine Rolle spielen könnten. Viele Betroffene berichten außerdem von einer Reduktion von Ängsten, Schlafstörungen und Muskelverspannungen, wodurch sich das allgemeine Wohlbefinden verbessert.

Da CBD keine psychoaktiven Nebenwirkungen hat, wird es oft als gut verträgliche Option für eine ergänzende Behandlung bei Fibromyalgie betrachtet.

Fazit

Cannabis bietet vielversprechende Ansätze in der unterstützenden Behandlung von Fibromyalgie. Durch die Wirkung auf das Endocannabinoid-System kann es helfen, chronische Schmerzen zu lindern, Muskelverspannungen zu reduzieren und Schlafprobleme zu verbessern. 

Die Therapie sollte individuell angepasst und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um die optimale Balance zwischen THC und CBD zu finden und mögliche Nebenwirkungen zu minimieren. Obwohl weitere Forschung notwendig ist, betrachten viele Betroffene Cannabis als eine pflanzliche Alternative zur herkömmlichen Schmerztherapie.

Fibromyalgie und Cannabis: Die Studienlage

Die Forschung zum Einsatz von Cannabis bei Fibromalgie liefert zunehmend interessante Erkenntnisse:
 

  • Symptomlinderung: Eine systematische Übersichtsarbeit zeigt, dass Cannabis eine kurzfristige Schmerzlinderung bei Fibromyalgie bewirken kann. Vier randomisierte kontrollierte Studien und fünf Beobachtungsstudien mit insgesamt 564 Patienten wurden analysiert, wobei die Mehrheit der Studien eine Verbesserung der Schmerzsymptome durch Cannabinoide zeigte. [Strand et al., 2023]

  • Gute Verträglichkeit: Eine weitere Übersichtsarbeit bestätigt, dass medizinisches Cannabis bei Fibromyalgie sicher angewendet werden kann, mit Nebenwirkungen, die meist mild bis moderat ausfallen. Dazu gehören Schwindel, Müdigkeit oder Mundtrockenheit, während schwerwiegende Nebenwirkungen selten berichtet wurden. [Khurshid et al., 2021]

  • Endocannabinoid-Mangel als möglicher Faktor: Einige Wissenschaftler vermuten, dass ein Mangel an körpereigenen Endocannabinoiden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Fibromyalgie einhergeht. Diese Hypothese könnte erklären, warum Cannabis eine positive Wirkung auf die Schmerzverarbeitung haben könnte. [Russo 2016]

 

Trotz der vielversprechenden Erkenntnisse bleibt die Evidenzlage begrenzt, insbesondere in Bezug auf Langzeitwirkungen, optimale Dosierungen und individuelle Therapieansätze. Weitere Forschung ist notwendig, um den genauen Nutzen und mögliche Risiken von Cannabis in der Fibromyalgie-Therapie besser zu verstehen.

Wie kann Ich mir Cannabis gegen Fibromyalgie verschreiben lassen?

  1. Beratungsgespräch: Besprich mit deinem Arzt, ob eine Cannabis-Therapie bei dir sinnvoll ist. Dabei werden mögliche Vor- und Nachteile sowie Risiken besprochen.
     

  2. Rezept: Liegt eine Indikation vor, kannst du Cannabisblüten oder -extrakte auf Rezept erhalten. Ob und in welchem Umfang die Krankenkasse die Kosten übernimmt, solltest du im Vorfeld klären.
     

  3. Einstellung: In der Regel beginnt man mit einer niedrigen Dosis, um Nebenwirkungen zu minimieren, und steigert sie schrittweise, bis man eine spürbare Verbesserung erreicht.

Häufige Fragen zu Cannabis und Fibromyalgie

Was bewirkt Cannabis bei Fibromyalgie?

Viele Menschen mit Fibromyalgie berichten, dass Cannabis ihre Beschwerden lindern kann, indem es Muskelverspannungen löst und chronische Schmerzen reduziert. Insbesondere THC wirkt entspannend und kann schmerzlindernde Eigenschaften haben, während CBD beruhigend wirkt und die allgemeine Belastung durch die Erkrankung mindert.

Welches Cannabis bei Fibromyalgie?

Cannabis kann individuell angepasst werden, je nach Symptomatik und Bedarf:

  • THC-dominante Sorten können bei Fibromyalgie schmerzlindernd und muskelentspannend wirken, da THC direkt an CB1- und CB2-Rezeptoren bindet. Es kann zudem helfen, Schlafstörungen und Stress zu reduzieren.

  • CBD-dominante Sorten wirken nicht psychoaktiv und haben entzündungshemmende sowie angstlösende Eigenschaften. Sie werden gut vertragen und eignen sich besonders für den täglichen Gebrauch, da sie Schmerzen lindern, ohne die Konzentrations- oder Leistungsfähigkeit zu beeinträchtigen.

  • Kombinationspräparate mit abgestimmten THC-/CBD-Verhältnissen ermöglichen eine gezielte Therapie, die die schmerzlindernden und entspannenden Eigenschaften beider Wirkstoffe kombiniert, während die psychoaktive Wirkung reduziert bleibt.

Für eine optimale Wirkung und minimale Nebenwirkungen ist eine ärztliche Begleitung unerlässlich, um die passende Sorte, Dosierung und Anwendungsform individuell abzustimmen.

Eine Lupe welche den englischen Satz "Frequently asked Questions" vergrößert.

Cannabis bei Fibromyalgie: Was sagt ein Arzt?

Dominik Koehler. Ein Arzt mit Kittel und STethoskop um den Hals lächelt freundlich in die Kamera.

Dominik Köhler, Arzt

"Seit über zwei Jahren begleite ich Patienten in der Cannabistherapie, darunter auch viele mit Fibromyalgie.

Trotz anerkannter Behandlungsmethoden bleibt die Schmerztherapie bei Fibromyalgie oft eine Herausforderung. Herkömmliche Schmerzmittel wie NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) zeigen häufig nur eine begrenzte Wirkung und können langfristig zu Magen-, Leber- oder Nierenproblemen führen. Viele Patienten reagieren zudem sensibel auf Medikamente oder vertragen keine gängigen Schmerzmittel.

Cannabis stellt eine vielversprechende Alternative dar, die in vielen Fällen Schmerzen lindern, Muskelverspannungen reduzieren und Schlafprobleme verbessern kann. Betroffene berichten über eine Reduktion anderer Schmerzmittel, ein geringeres Schmerzempfinden, mehr körperliche Aktivität und eine allgemeine Verbesserung der Lebensqualität.

Der Therapieerfolg und die Wahl der passenden Sorte sind individuell verschieden. Eine ärztliche Begleitung ist daher essenziell, um die optimale Dosierung und Zusammensetzung von THC und CBD zu finden."

Disclaimer

Der Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Informationsvermittlung und ersetzt keine medizinische Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Die Inhalte sollen weder zur Eigendiagnose oder -behandlung anregen noch zur selbstständigen Änderung einer bestehenden medizinischen Therapie verleiten. Canflows gibt keine Empfehlungen ab und bewirbt weder spezifische diagnostische Methoden noch Behandlungsansätze. Solltest du Änderungen an deiner medizinischen Behandlung in Erwägung ziehen, sprich dies stets mit einem Arzt ab. Außerdem kann Canflows keine Garantie für die Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen übernehmen. Aus diesem Grund schließen sowohl der Autor der Texte als auch Canflows jegliche Haftung für Schäden aus, die aus der eigenständigen Anwendung der hier bereitgestellten Inhalte resultieren.

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