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Medizinisches Cannabis bei Hyperhidrose

Du leidest unter Hyperhidrose? Medizinisches Cannabis kann helfen, übermäßiges Schwitzen zu regulieren und Begleitsymptome wie Stress oder soziale Ängste lindern.

Nahaufnahme eines verschwitzten Mannes – Symbol für Hyperhidrose und übermäßiges Schwitzen.

Was ist Hyperhidrose?

Hyperhidrose ist eine Erkrankung, die durch übermäßiges Schwitzen gekennzeichnet ist, unabhängig von Temperatur oder körperlicher Aktivität. Betroffene leiden unter starkem Schwitzen an bestimmten Körperstellen wie Händen, Füßen oder Achseln (fokale Hyperhidrose) oder am gesamten Körper (generalisierte Hyperhidrose). Dies kann nicht nur körperlich belastend sein, sondern auch das soziale Leben und das Selbstbewusstsein erheblich beeinträchtigen.

Verbreitung

Etwa 2-3 % der Bevölkerung leiden an Hyperhidrose. Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, beginnt jedoch häufig in der Kindheit oder Jugend. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Während die primäre Hyperhidrose meist ohne erkennbare Ursache auftritt, kann die sekundäre Hyperhidrose durch andere Erkrankungen oder Medikamente bedingt sein.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen der Hyperhidrose sind noch nicht vollständig geklärt, aber es gibt einige bekannte Einflussfaktoren:

  • Genetische Veranlagung – Häufig tritt Hyperhidrose familiär gehäuft auf.

  • Überaktive Schweißdrüsen – Eine Fehlregulation des sympathischen Nervensystems führt zu einer übermäßigen Schweißproduktion.

  • Sekundäre Hyperhidrose – Erkrankungen wie Diabetes, Schilddrüsenüberfunktion oder hormonelle Störungen können vermehrtes Schwitzen auslösen.

  • Psychischer Stress und Angst – Emotionale Faktoren können Hyperhidrose verstärken oder auslösen.

Diagnose der primären Hyperhidrose

Die Diagnose einer primären Hyperhidrose basiert auf der Anamnese und klinischen Untersuchung, da es keinen eindeutigen Labortest zur Bestätigung der Erkrankung gibt.

 

Typische Hyperhidrose-Patienten:

  • Auftreten vor dem 25. Lebensjahr

  • Symmetrisches Schwitzen an typischen Körperstellen wie Händen, Füßen oder Achseln

  • Häufigkeit von mindestens einmal pro Woche mit spürbarer Beeinträchtigung im Alltag

  • Kein übermäßiges Schwitzen im Schlaf

 

Schweregradbestimmung:
Zur Einschätzung der Hyperhidrose-Schwere wird häufig die Hyperhidrosis Disease Severity Scale (HDSS) genutzt. Weitere Tests wie der Jod-Stärke-Test nach Minor zur Abgrenzung betroffener Hautareale oder die Gravimetrie zur Messung der Schweißmenge können ergänzend eingesetzt werden. Da Hyperhidrose oft die Lebensqualität stark beeinträchtigt, kann auch der Dermatology Life Quality Index (DLQI) helfen, die Auswirkungen auf den Alltag zu erfassen.

Therapie der primären Hyperhidrose

Die Behandlung der Hyperhidrose zielt darauf ab, die Schweißproduktion zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern.

  • Topische Behandlungen: Aluminiumchlorid-Hexahydrat als erste Wahl zur Blockierung der Schweißdrüsen.

  • Medikamentöse Therapie: Anticholinergika wie Oxybutynin zur Hemmung der Schweißproduktion.

  • Botulinumtoxin-Injektionen: Vorübergehende Blockade der Schweißdrüsen, besonders bei axillärer Hyperhidrose wirksam.

  • Iontophorese: Gleichstrombehandlung für Hände und Füße, um die Schweißdrüsenaktivität zu verringern.

  • Alternative Therapie: Erste Studien deuten darauf hin, dass Cannabis eine Rolle in der Regulation des autonomen Nervensystems spielen könnte und somit möglicherweise auch die Schweißproduktion beeinflusst. [Kaemmerer et al. 2022]

  • Chirurgische Eingriffe: Endoskopische Sympathektomie (ETS) als letzte Option bei schwerer Hyperhidrose.

Je nach Schweregrad und betroffener Körperregion sollte die Therapie individuell angepasst werden.

Ausgestreckte Hand zur Begrüßung – für Menschen mit Hyperhidrose eine unangenehme Situation im Arbeitsalltag, da übermäßiges Schwitzen den Händedruck erschweren kann.

Cannabis bei Hyperhidrose: Ein Blick auf die pflanzliche Alternative

Das Endocannabinoid-System und Hyperhidrose

Das Endocannabinoid-System (ECS) spielt eine wesentliche Rolle bei der Regulation von Schweißproduktion, thermischer Balance und Stressreaktionen – zentrale Mechanismen, die bei Hyperhidrose häufig gestört sind.

Endocannabinoide wie Anandamid und 2-AG binden an CB1- und CB2-Rezeptoren in Haut und Nervensystem, was die Aktivität der Schweißdrüsen beeinflussen könnte. Diese Interaktion könnte helfen, übermäßiges Schwitzen zu regulieren, die Stressreaktion zu dämpfen und das vegetative Nervensystem auszugleichen. [Osafo et al 2021]

Wirkung von THC (Tetrahydrocannabinol) bei Hyperhidrose

Tetrahydrocannabinol (THC) bindet direkt an CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem und beeinflusst damit die Regulation von Stress, Körpertemperatur und autonomen Funktionen – Faktoren, die bei Hyperhidrose eine Rolle spielen. Diese Aktivierung könnte helfen, die Überaktivität der Schweißdrüsen zu reduzieren und das vegetative Nervensystem auszugleichen.

Zusätzlich besitzt THC beruhigende Eigenschaften, die stressbedingtes Schwitzen lindern und eine entspannende Wirkung auf das Nervensystem haben könnten. Einige Betroffene berichten von einer reduzierten Schweißproduktion und einer besseren Kontrolle über belastende Schwitzepisoden.

Da THC auch Nebenwirkungen wie Benommenheit oder Kreislaufveränderungen verursachen kann, sollte die Dosierung individuell angepasst und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um den therapeutischen Nutzen zu optimieren.

Wirkung von CBD (Cannabidiol) bei Hyperhidrose

Cannabidiol (CBD) beeinflusst das Endocannabinoid-System (ECS) indirekt, indem es den Abbau körpereigener Endocannabinoide hemmt und deren Wirkung verstärkt. Dies könnte helfen, die Überaktivität des autonomen Nervensystems zu regulieren und stressbedingtes Schwitzen zu reduzieren.

Zusätzlich besitzt CBD beruhigende und entzündungshemmende Eigenschaften, die eine entspannende Wirkung auf das Nervensystem haben könnten. Einige Betroffene berichten von einer geringeren Schweißproduktion und einer verbesserten Kontrolle über ihre Symptome.

Da CBD keine psychoaktiven Nebenwirkungen hat, wird es als potenziell gut verträgliche Ergänzung in der Behandlung von Hyperhidrose betrachtet. Dennoch sollte es unter ärztlicher Aufsicht und in Kombination mit bewährten Therapieansätzen eingesetzt werden.

Fazit

Cannabis könnte eine unterstützende Rolle in der Behandlung von Hyperhidrose spielen. Durch die Beeinflussung des Endocannabinoid-Systems besteht die Möglichkeit, die übermäßige Aktivität des sympathischen Nervensystems zu regulieren und stressbedingtes Schwitzen zu reduzieren.

Da die wissenschaftliche Evidenz noch begrenzt ist, sollte eine Therapie mit medizinischem Cannabis individuell angepasst und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Erste Fallberichte deuten darauf hin, dass sowohl CBD als auch THC in niedrigen Dosen einen Einfluss auf die Schweißproduktion haben könnten, doch weitere Studien sind notwendig, um die Wirksamkeit und Sicherheit besser zu bewerten.

Hyperhidrose und Cannabis: Die Studienlage

Die Forschung zum Einsatz von Cannabis bei Hyperhidrose ist noch in einem frühen Stadium:

  • Erste Hinweise auf Wirksamkeit: Eine Fallstudie berichtet über einen Patienten mit generalisierter Hyperhidrose, bei dem eine Behandlung mit THC-haltigem Cannabis zu einer deutlichen Reduktion der Schweißproduktion und einer verbesserten Lebensqualität führte. [Kaemmerer et al. 2022]

  • Regulation von Schweißdrüsen durch Endocannabinoide: Eine Studie zeigt, dass Endocannabinoide das Wachstum und Überleben von Schweißdrüsenzellen regulieren. Sie können die Zellproliferation hemmen, die Lipidsynthese steigern und Apoptose fördern, was auf eine potenzielle Rolle des Endocannabinoid-Systems in der Steuerung der Schweißproduktion hindeutet. Diese Mechanismen könnten therapeutische Ansätze zur Behandlung von Hyperhidrose bieten. [Czifra et al. 2012]

  • Mangel an systematischen Studien: Obwohl erste Fallberichte vielversprechend sind, fehlen derzeit groß angelegte klinische Studien, um die tatsächliche Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabinoiden bei Hyperhidrose zu bewerten.

Die bisherigen Erkenntnisse sind vielversprechend, aber weitere Forschung ist notwendig, um eine fundierte Empfehlung für den Einsatz von Cannabis bei Hyperhidrose auszusprechen.

Wie kann Ich mir Cannabis gegen Hyperhidrose verschreiben lassen?

  1. Beratungsgespräch: Besprich mit deinem Arzt, ob eine Cannabis-Therapie bei dir sinnvoll ist. Dabei werden mögliche Vor- und Nachteile sowie Risiken besprochen.
     

  2. Rezept: Liegt eine Indikation vor, kannst du Cannabisblüten oder -extrakte auf Rezept erhalten. Ob und in welchem Umfang die Krankenkasse die Kosten übernimmt, solltest du im Vorfeld klären.
     

  3. Einstellung: In der Regel beginnt man mit einer niedrigen Dosis, um Nebenwirkungen zu minimieren, und steigert sie schrittweise, bis man eine spürbare Verbesserung erreicht.

Häufige Fragen zu Cannabis und Hyperhidrose

Was bewirkt Cannabis bei Hyperhidrose?

Viele Menschen mit Hyperhidrose berichten, dass Cannabis ihre Symptome möglicherweise beeinflussen kann, indem es die Aktivität der Schweißdrüsen reguliert und begleitende Beschwerden wie Stress oder soziale Unsicherheit reduziert.

Insbesondere CBD wird für seine potenziell beruhigenden Eigenschaften untersucht, während THC das sympathische Nervensystem beeinflussen und eine Hemmung der übermäßigen Schweißproduktion bewirken könnte. Dennoch ist die wissenschaftliche Evidenz begrenzt, und eine therapeutische Anwendung sollte individuell und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.

Welches Cannabis bei Hyperhidrose?

Die Wahl der Cannabissorte kann individuell angepasst werden, um Hyperhidrose-Symptome gezielt zu beeinflussen und psychoaktive Nebenwirkungen im Alltag zu minimieren:

  • THC-dominante Sorten mit geringem THC-Gehalt könnten helfen, das vegetative Nervensystem zu regulieren und stressbedingtes Schwitzen zu reduzieren, ohne kognitive Einschränkungen zu verursachen.

  • Kombinationspräparate mit ausgewogenem THC- und CBD-Anteil könnten eine ausgewogene Wirkung bieten, indem sie entspannend wirken und das sympathische Nervensystem beruhigen, ohne starke psychoaktive Effekte.

Da die wissenschaftliche Evidenz begrenzt ist, sollte die Anwendung unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um die passende Sorte, Dosierung und Anwendungsform individuell abzustimmen.

Eine Lupe welche den englischen Satz "Frequently asked Questions" vergrößert.

Cannabis bei Hyperhidrose: Was sagt ein Arzt?

Dominik Koehler. Ein Arzt mit Kittel und STethoskop um den Hals lächelt freundlich in die Kamera.

Dominik Köhler, Arzt

"Seit über zwei Jahren begleite ich Patienten in der Cannabistherapie, darunter auch viele mit Hyperhidrose. Die wichtigste Grundlage der Behandlung sind bewährte medizinische Ansätze, doch für einige Betroffene kann Cannabis eine unterstützende Rolle spielen.

Einige Patienten berichten mir, dass niedrig dosierte THC-Präparate oder Kombinationen mit CBD ihre Schweißproduktion reduzieren und sich gut in den Alltag integrieren lassen. Bei anderen treten positive Effekte erst bei höheren THC-Dosen ein, was die Anwendung im täglichen Leben aufgrund möglicher psychoaktiver Nebenwirkungen erschwert.

Da die Wirkung individuell unterschiedlich ist, sollte eine Therapie mit Cannabis stets unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um die bestmögliche Balance zwischen Wirksamkeit und Verträglichkeit zu finden."

Disclaimer

Der Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Informationsvermittlung und ersetzt keine medizinische Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Die Inhalte sollen weder zur Eigendiagnose oder -behandlung anregen noch zur selbstständigen Änderung einer bestehenden medizinischen Therapie verleiten. Canflows gibt keine Empfehlungen ab und bewirbt weder spezifische diagnostische Methoden noch Behandlungsansätze. Solltest du Änderungen an deiner medizinischen Behandlung in Erwägung ziehen, sprich dies stets mit einem Arzt ab. Außerdem kann Canflows keine Garantie für die Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen übernehmen. Aus diesem Grund schließen sowohl der Autor der Texte als auch Canflows jegliche Haftung für Schäden aus, die aus der eigenständigen Anwendung der hier bereitgestellten Inhalte resultieren.

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