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Medizinisches Cannabis bei Krebs

Du leidest an einer Krebserkrankung? Medizinisches Cannabis kann helfen, Symptome wie Übelkeit, Schmerzen und Appetitlosigkeit zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Visualisierung einer DNA-Helix – genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle in der Krebsentstehung.

Krebs: Verbreitung und Risikofaktoren

Bei Krebs oder Tumorerkrankungen vermehren sich Zellen unkontrolliert und können gesundes Gewebe zerstören. Je nach Krebsart kann die Erkrankung verschiedene Organe betreffen und unterschiedlich verlaufen. Die Entstehung ist ein komplexer Prozess, der durch genetische, umweltbedingte und lifestylebedingte Faktoren beeinflusst wird.

Verbreitung

Krebs gehört weltweit zu den häufigsten Erkrankungen. In Deutschland erkranken jährlich über 500.000 Menschen. Die häufigsten Krebsarten sind Brustkrebs, Prostatakrebs, Darmkrebs und Lungenkrebs. Dank moderner Früherkennung und Therapie haben sich die Überlebensraten in den letzten Jahrzehnten verbessert.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen für Krebs variieren je nach Tumorart. Einige der wichtigsten Risikofaktoren sind:

  • Genetische Veranlagung – Familiäre Häufungen bestimmter Krebsarten können auf erbliche Faktoren hinweisen.

  • Rauchen und Alkohol – Besonders bei Lungen-, Mund- und Leberkrebs spielen diese Faktoren eine große Rolle.

  • Ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel – Adipositas und eine schlechte Ernährung erhöhen das Risiko für viele Krebsarten.

  • Chronische Entzündungen – Entzündungsprozesse im Körper können das Krebsrisiko steigern.

  • Umwelteinflüsse – Strahlung, Luftverschmutzung oder Chemikalien können die Entstehung von Krebs begünstigen.

Da Krebs eine vielschichtige Erkrankung ist, erfordert er eine individuelle Therapie, die je nach Krebsart, Stadium und Patient angepasst wird.

Diagnose von Krebserkrankungen

Die Diagnose von Krebs basiert auf einer Kombination aus Anamnese, bildgebenden Verfahren und Gewebeuntersuchungen. Da die Symptome oft unspezifisch sind, ist eine gründliche Diagnostik entscheidend.

Mögliche Anzeichen für Krebs:

  • Unklare, anhaltende Beschwerden wie unerklärlicher Gewichtsverlust, chronische Müdigkeit oder anhaltende Schmerzen

  • Veränderungen an Haut oder Schleimhäuten, wie ungewöhnliche Muttermale oder schlecht heilende Wunden

  • Blutungen oder Sekretabsonderungen, die nicht erklärbar sind, z. B. Blut im Stuhl oder Urin

  • Verdickungen oder Knoten, die nicht von selbst verschwinden

Diagnostische Verfahren:

  • Bildgebung: Methoden wie Röntgen, Ultraschall, CT oder MRT helfen, Tumore sichtbar zu machen.

  • Biopsie: Eine Gewebeprobe wird entnommen und mikroskopisch untersucht, um festzustellen, ob es sich um Krebszellen handelt.

  • Blutuntersuchungen: Tumormarker im Blut können Hinweise auf bestimmte Krebsarten geben, sind jedoch meist nur ergänzend aussagekräftig.

  • Endoskopische Verfahren: Bei Verdacht auf Magen-Darm- oder Lungenkrebs können Spiegelungen (z. B. Gastroskopie oder Bronchoskopie) eingesetzt werden.

Klassifizierung von Krebs:

Zur präzisen Einordnung und Therapieplanung wird Krebs nach verschiedenen Kriterien klassifiziert:

  • TNM-System (Tumor, Nodus, Metastasen) beschreibt Größe, Lymphknotenbeteiligung und Metastasenbildung.

  • Histologische Einteilung bestimmt die Art der Krebszellen und deren Wachstumsmuster.

  • Grading gibt an, wie stark sich die Tumorzellen von normalen Zellen unterscheiden und wie aggressiv das Wachstum ist.

Eine frühzeitige und präzise Diagnosestellung ist entscheidend, um die bestmögliche Therapie einzuleiten und die Prognose zu verbessern.

Symptome von Krebserkrankungen

Die Symptome einer Krebserkrankung können je nach Krebsart und Fortschreiten der Krankheit variieren. Einige Tumoren bleiben lange unbemerkt, während andere früh Beschwerden verursachen.

B-Symptomatik

  • Ungewollter Gewichtsverlust (über 10 % des Körpergewichts in sechs Monaten)

  • Nächtliches Schwitzen (oft stark ausgeprägt, teilweise mit Kleidung oder Bettwäschewechsel)

  • Fieber (wiederkehrend oder anhaltend, ohne erkennbare Infektion)

Die B-Symptomatik tritt häufig bei Lymphomen oder Leukämien auf, kann aber auch bei anderen Krebserkrankungen vorkommen.

Weitere mögliche Symptome

  • Anhaltende Müdigkeit und Schwäche – selbst bei ausreichend Schlaf

  • Chronische Schmerzen – z. B. Knochenschmerzen bei Knochenmetastasen oder Kopfschmerzen bei Hirntumoren

  • Schwellungen oder Knoten – die nicht verschwinden, z. B. in Brust, Hals oder Lymphknoten

  • Blutungen oder veränderte Ausscheidungen – z. B. Blut im Stuhl (Darmkrebs), Blut im Urin (Blasenkrebs) oder ungewöhnliche vaginale Blutungen (Gebärmutterkrebs)

  • Husten oder Heiserkeit – anhaltender Husten kann ein Hinweis auf Lungenkrebs sein

  • Hautveränderungen – z. B. dunkle oder wachsende Muttermale als Anzeichen für Hautkrebs

  • Verdauungsprobleme – anhaltende Übelkeit, Schluckbeschwerden oder chronische Verstopfung könnten auf Magen- oder Speiseröhrenkrebs hindeuten

Da viele dieser Symptome auch andere Ursachen haben können, ist eine frühzeitige medizinische Abklärung entscheidend.

Therapie von Krebserkrankungen

Die Behandlung von Krebs richtet sich nach der Art, dem Stadium und der individuellen Situation des Patienten. Ziel ist es, den Tumor zu entfernen oder das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und Symptome zu lindern.

  • Chirurgie: Entfernung des Tumors, ggf. betroffene Lymphknoten

  • Strahlentherapie: Hochenergetische Strahlen zur Zerstörung von Krebszellen

  • Chemotherapie: Zytostatika zur Hemmung des Zellwachstums

  • Immuntherapie: Aktivierung des Immunsystems gegen Krebszellen

  • Zielgerichtete Therapie: Blockierung tumorspezifischer Wachstumsfaktoren

  • Hormontherapie: Einsatz bei hormonabhängigen Tumoren (z. B. Brust-, Prostatakrebs)

  • Cannabis: In Leitlinien zur Behandlung von Übelkeit bei Chemotherapie empfohlen, kann zudem Schmerzen und Appetitlosigkeit lindern

Je nach Krebsart wird die Therapie individuell angepasst und häufig in multimodalen Konzepten kombiniert, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Patientin im Krankenhauskittel – Diagnose und Behandlung von Krebs erfordern individuelle Therapieansätze.

Cannabis bei Krebs: Ein Blick auf die pflanzliche Medizin

Das Endocannabinoid-System und Krebs

Das Endocannabinoid-System (ECS) spielt eine zentrale Rolle in der Zellregulation, Immunmodulation und Schmerzverarbeitung – Prozesse, die bei Krebs oft aus dem Gleichgewicht geraten.

Endocannabinoide wie Anandamid und 2-AG binden an CB1- und CB2-Rezeptoren, die unter anderem in Tumorzellen hochreguliert sein können. Diese Adaptation könnte ein Versuch des Körpers sein, das unkontrollierte Zellwachstum zu begrenzen oder entzündliche Prozesse zu modulieren.

Wirkung von THC (Tetrahydrocannabinol) bei Krebs

Tetrahydrocannabinol (THC) bindet an CB1- und CB2-Rezeptoren, die in Tumorzellen oft vermehrt exprimiert werden. Diese Aktivierung könnte antiproliferative Effekte haben, indem sie das Zellwachstum hemmt und Apoptose fördert.

Zusätzlich besitzt THC entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften, die bei Krebspatienten unterstützend wirken können. Es wird bereits zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen während einer Chemotherapie eingesetzt und ist in Leitlinien als therapeutische Option aufgeführt.

Da THC psychoaktive Wirkungen haben kann, sollte die Anwendung individuell abgestimmt und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um die bestmögliche Balance zwischen Nutzen und Nebenwirkungen zu gewährleisten.

Wirkung von CBD (Cannabidiol) bei Krebs

CBD beeinflusst das Endocannabinoid-System (ECS) indirekt, indem es den Abbau körpereigener Endocannabinoide hemmt und deren Wirkung verstärkt. 

Zusätzlich besitzt CBD entzündungshemmende, antioxidative und potenziell antiproliferative Eigenschaften. Es könnte das Tumorwachstum hemmen, Zellstress reduzieren und die Nebenwirkungen konventioneller Krebstherapien, wie Übelkeit und Schmerzen, lindern.

Da CBD keine psychoaktiven Effekte hat, gilt es als gut verträglich. Dennoch sollte die Anwendung individuell abgestimmt und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um mögliche Wechselwirkungen mit anderen Krebstherapien zu berücksichtigen.

Fazit

Cannabis könnte eine ergänzende Rolle in der Krebstherapie spielen. Durch die Interaktion mit dem Endocannabinoid-System (ECS) gibt es Hinweise darauf, dass Cannabinoide Entzündungen hemmen, das Zellwachstum beeinflussen und die Lebensqualität von Krebspatienten verbessern könnten.

Besonders THC wird bereits in Leitlinien zur Behandlung von Chemotherapie-bedingter Übelkeit und Appetitlosigkeit empfohlen. Erste Studien deuten darauf hin, dass sowohl THC als auch CBD potenziell tumorhemmende Eigenschaften besitzen, doch die Evidenz ist noch begrenzt.

Die Anwendung von medizinischem Cannabis sollte individuell abgestimmt und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, insbesondere in Kombination mit anderen Krebstherapien. Weitere Forschung ist notwendig, um die genauen Mechanismen und das therapeutische Potenzial besser zu verstehen.

Krebs und Cannabis: Die Studienlage

Die Forschung zum Einsatz von Cannabis bei Krebs liefert gemischte Ergebnisse:

  • Begrenzte Wirkung auf Krebsschmerzen: Eine Übersichtsarbeit fand keine klinisch relevante Schmerzlinderung durch THC oder Nabiximols bei opioidresistenten Krebsschmerzen. Einzelne synthetische THC-Analoga könnten jedoch Potenzial haben. [Häuser et al. 2023]

  • Hohe Nutzung trotz unklarer Evidenz: Viele Krebspatienten verwenden Cannabis zur Linderung von Schmerzen, Übelkeit und therapiebedingten Nebenwirkungen. Eine Umfrage zeigte große Unterschiede in Nutzung, Beschaffung und ärztlicher Beratung. [Helzlsouer et al. 2023]

  • Wirksam bei Chemotherapie-bedingter Übelkeit: Cannabinoid-Medikamente wie Dronabinol und Nabilon sind in Leitlinien zur Behandlung von therapiebedingter Übelkeit anerkannt und können besonders bei resistenten Fällen hilfreich sein. [Legare et al. 2022]

  • Potenzielle Anti-Krebs-Wirkung von CBD: Präklinische Studien zeigen, dass Cannabidiol (CBD) antitumorale Effekte haben könnte, indem es das Tumorwachstum hemmt, Entzündungen reduziert und Apoptose fördert. Diese Mechanismen sind jedoch noch nicht ausreichend klinisch erforscht. [Mashabela et al. 2024]

  • Anti-Tumor-Wirkung im Tierversuch: Eine Studie an Mäusen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs zeigte, dass eine THC:CBD-Kombination im Verhältnis 1:6 das Tumorwachstum hemmen und die Apoptose der Krebszellen fördern kann. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Cannabinoide potenziell als ergänzende Therapieoption weiter untersucht werden sollten. [Le et al. 2024]

Die aktuelle Evidenz zeigt Potenzial, doch weitere Studien sind nötig, um Nutzen, Sicherheit und optimale Anwendung von Cannabinoiden in der Krebs-Therapie zu bestimmen.

Wie kann Ich mir Cannabis für meine Krebserkrankung verschreiben lassen?

  1. Beratungsgespräch: Besprich mit deinem Arzt, ob eine Cannabis-Therapie bei dir sinnvoll ist. Dabei werden mögliche Vor- und Nachteile sowie Risiken besprochen.
     

  2. Rezept: Liegt eine Indikation vor, kannst du Cannabisblüten oder -extrakte auf Rezept erhalten. Ob und in welchem Umfang die Krankenkasse die Kosten übernimmt, solltest du im Vorfeld klären.
     

  3. Einstellung: In der Regel beginnt man mit einer niedrigen Dosis, um Nebenwirkungen zu minimieren, und steigert sie schrittweise, bis man eine spürbare Verbesserung erreicht.

Häufige Fragen zu Cannabis und Krebs

Was bewirkt Cannabis bei Krebs?

Viele Krebspatienten berichten, dass Cannabis ihre Symptome möglicherweise lindern kann, indem es Schmerzen reduziert, Übelkeit während einer Chemotherapie verringert und den Appetit steigert. Besonders THC-haltige Präparate sind bereits in Leitlinien zur Behandlung von therapieresistenter Übelkeit empfohlen.

Welches Cannabis bei Krebs?

Die Wahl der Cannabissorte kann individuell angepasst werden, um Krebssymptome gezielt zu lindern und den Alltag möglichst wenig zu beeinträchtigen:

  • THC-dominante Sorten mit hohem Myrcen-Gehalt könnten besonders in der Nacht hilfreich sein, da sie entspannend und schmerzlindernd wirken und den Schlaf fördern.

  • Limonen-haltige Sorten könnten eine stimmungsaufhellende Wirkung haben und helfen, emotionale Belastungen während der Therapie besser zu bewältigen.

  • Kombinationspräparate mit ausgewogenem THC- und CBD-Anteil könnten sich für den Tag eignen, da sie Schmerzen lindern, Übelkeit reduzieren und gleichzeitig eine sanfte, funktionale Wirkung ohne starke psychoaktive Effekte bieten.

Da die wissenschaftliche Evidenz begrenzt ist, sollte die Anwendung unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um die passende Sorte, Dosierung und Anwendungsform individuell abzustimmen.

Eine Lupe welche den englischen Satz "Frequently asked Questions" vergrößert.

Cannabis bei Krebs: Was sagt ein Arzt?

Dominik Koehler. Ein Arzt mit Kittel und STethoskop um den Hals lächelt freundlich in die Kamera.

Dominik Köhler, Arzt

"Seit mehreren Jahren begleite ich Krebspatienten in der Cannabistherapie. Die wichtigste Grundlage bleibt die onkologische Standardbehandlung, doch einige Patienten berichten von einer spürbaren Unterstützung durch Cannabis.

Besonders bei Übelkeit und Erbrechen nach Chemotherapie empfinden viele eine Linderung durch niedrig dosierte THC-Präparate oder Kombinationen mit CBD. Auch chronische Schmerzen lassen sich bei manchen Patienten durch Cannabis reduzieren – teils bereits bei geringen Dosen, teils erst bei höheren Mengen, was die Alltagstauglichkeit beeinflussen kann.

Ein weiteres häufiges Thema ist Schlafmangel. Einige Patienten berichten, dass Cannabis ihnen hilft, entspannter einzuschlafen und durchzuschlafen.

Da die Wirkung individuell unterschiedlich ist, sollte eine Therapie mit Cannabis stets unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um die bestmögliche Balance zwischen Wirksamkeit und Verträglichkeit zu finden."

Disclaimer

Der Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Informationsvermittlung und ersetzt keine medizinische Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Die Inhalte sollen weder zur Eigendiagnose oder -behandlung anregen noch zur selbstständigen Änderung einer bestehenden medizinischen Therapie verleiten. Canflows gibt keine Empfehlungen ab und bewirbt weder spezifische diagnostische Methoden noch Behandlungsansätze. Solltest du Änderungen an deiner medizinischen Behandlung in Erwägung ziehen, sprich dies stets mit einem Arzt ab. Außerdem kann Canflows keine Garantie für die Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen übernehmen. Aus diesem Grund schließen sowohl der Autor der Texte als auch Canflows jegliche Haftung für Schäden aus, die aus der eigenständigen Anwendung der hier bereitgestellten Inhalte resultieren.

Rechtliche Lage in Deutschland (Stand 2025)

Seit 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland verschreibungsfähig, und mit der Gesetzesänderung von 2024 wurde der Zugang weiter erleichtert. Krebspatienten können Cannabis nun unabhängig davon erhalten, ob andere Behandlungsansätze bereits ausgeschöpft wurden.
 

Verordnung & Kostenübernahme
 

  • Ärztliche Verschreibung: Jeder Arzt (außer Zahn- und Tierärzte) kann Cannabis als Rezepturarzneimittel oder in Form von Blüten und Extrakten verordnen. Eine spezielle Genehmigung ist nicht erforderlich.

  • Privatversicherte & Selbstzahler: Patienten, die privat versichert sind oder keine Kostenübernahme durch ihre Krankenkasse erhalten, müssen die Therapie selbst finanzieren. In diesen Fällen erfolgt die Abrechnung direkt über eine private ärztliche Leistung.

Dank der neuen Regelungen haben Krebspatienten nun einen vereinfachten Zugang zu medizinischem Cannabis, was die Behandlungsmöglichkeiten erheblich verbessert.

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