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Medizinisches Cannabis bei Colitis ulcerosa

Du leidest an den Symptomen an Colitis ulcerosa? Medizinisches Cannabis kann eine Unterstützung zur klassischen Therapie bieten.

Frau liegt gekrümmt auf dem Bett

Colitis ulcerosa: Eine chronische Darmerkrankung

Colitis ulcerosa zählt zu den häufigsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und stellt eine erhebliche Belastung für Betroffene dar. Im Gegensatz zu vorübergehenden Magen-Darm-Beschwerden handelt es sich bei Colitis ulcerosa um eine komplexe, schubweise verlaufende Erkrankung, die primär den Dickdarm betrifft und sowohl den Verdauungstrakt als auch die allgemeine Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Zu den häufigsten Symptomen zählen blutige Durchfälle, Bauchschmerzen, Stuhldrang und Erschöpfung.

Verbreitung:

Colitis ulcerosa betrifft weltweit Millionen von Menschen. In Deutschland leiden etwa 150.000 Personen an Colitis ulcerosa. Die Erkrankung tritt häufig im jungen Erwachsenenalter auf, kann jedoch in jedem Lebensalter auftreten. Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen. [Deutsches Ärzteblatt]

Langzeitfolgen:

Unbehandelte Colitis ulcerosa kann erhebliche gesundheitliche Folgen haben, darunter chronische Entzündungen, das Risiko von Dickdarmkrebs sowie Mangelerscheinungen durch Blutverlust oder verminderte Nährstoffaufnahme. Die chronischen Symptome der Erkrankung können zudem zu psychosozialen Belastungen wie Depressionen, Angststörungen und sozialer Isolation führen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer umfassenden und frühzeitigen Therapie, um langfristige Schäden und Komplikationen zu vermeiden. [Barmer, Colitis ulcerosa]

Verlaufsformen von Colitis ulcerosa

​Bei Colitis ulcerosa lassen sich verschiedene Verlaufsformen unterscheiden, die sich in Häufigkeit, Schwere und Symptomatik deutlich voneinander unterscheiden

  • Chronisch-rezidivierender Verlauf (80–85 %): Entzündungsschübe treten durch physische oder psychische Belastungen auf, gefolgt von Phasen vollständiger Beschwerdefreiheit. Etwa 5–10 % der Betroffenen erleben nach einem einzigen Schub jahrelang keine weiteren Symptome.

  • Chronisch-kontinuierlicher Verlauf (10 %): Die Beschwerden bleiben bestehen, schwanken in ihrer Intensität, führen jedoch nicht zu einer vollständigen Remission.

  • Akuter fulminanter Verlauf (5 %): Ein plötzlicher Beginn der Erkrankung, gekennzeichnet durch wässrige Durchfälle, schmerzhafte Stuhlentleerung (Tenesmen), hohes Fieber und in schweren Fällen Schocksymptome.

Eine frühzeitige Diagnose kann helfen, den Verlauf positiv zu beeinflussen.

Diagnose von Colitis ulcerosa

Die Diagnose von Colitis ulcerosa umfasst:

  • Anamnese und Klinik: Erfassung der Symptome, Krankheitsverlauf und klinische Untersuchung (inkl. digital-rektale Untersuchung).

  • Bildgebung: Sonographie zur Erkennung von Wandverdickungen und Ausbreitung.

  • Labor: Bluttests (CRP, Blutbild, Autoantikörper wie p-ANCA), Stuhluntersuchung auf pathogene Keime und fäkale Marker (Calprotectin/Lactoferrin) zur Abgrenzung von Reizdarmsyndrom.

  • Endoskopie: Koloskopie mit Stufenbiopsie in mindestens 5 Kolonabschnitten zur Diagnose und Karzinomfrüherkennung.

Regelmäßige Kontroll-Koloskopien sind wichtig, insbesondere bei Pankolitis (>8 Jahre) oder linksseitiger Kolitis (>12 Jahre), um Dysplasien frühzeitig zu erkennen. [S3-Leitlinie]

Therapie von Colitis ulcerosa

Die Behandlung von Colitis ulcerosa wird individuell angepasst und hat das Ziel, Entzündungen zu reduzieren, Schübe zu verhindern und die Lebensqualität zu verbessern:

  • Medikamentöse Therapie: Verwendung von Aminosalicylaten, Kortikosteroiden, Immunmodulatoren oder Biologika, um Entzündungen zu kontrollieren.

  • Ernährungstherapie: Angepasste Diäten oder enterale Ernährung, um Mangelerscheinungen auszugleichen und den Darm zu entlasten.

  • Chirurgische Eingriffe: Entfernung des Dickdarms bei therapierefraktären Verläufen oder schweren Komplikationen.

  • Lebensstiländerungen: Stressmanagement, regelmäßige Bewegung und Rauchverzicht zur Verbesserung des Verlaufs.

  • Alternative Therapie: Medizinisches Cannabis zur Linderung von Schmerzen, Entzündungen und zur Steigerung der Lebensqualität.

Die Therapie sollte durch ein interdisziplinäres Team begleitet werden. Mit einer frühzeitigen Diagnose und individuell abgestimmten Behandlung können viele Betroffene eine gute Lebensqualität erreichen. [S3-Leitlinie]

Cannabis bei Colitis ulcerosa: Ein Blick auf die pflanzliche Alternative

Das Endocannabinoid-System und Colitis ulcerosa

Das Endocannabinoid-System (ECS) spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Entzündungen und der Immunantwort – beides zentral bei Colitis ulcerosa. Endocannabinoide wie Anandamid und 2-AG binden an CB1- und CB2-Rezeptoren, die besonders im Magen-Darm-Trakt und im Immunsystem vorhanden sind. Diese Interaktion kann entzündungshemmende Effekte fördern und die Funktion der Darmschleimhaut unterstützen.

Wirkung von THC (Tetrahydrocannabinol) bei Colitis ulcerosa

THC bindet direkt an CB1-Rezeptoren im Nervensystem und CB2-Rezeptoren im Immunsystem. Diese Aktivierung kann entzündliche Prozesse hemmen, die Darmbeweglichkeit regulieren und Schmerzen lindern. Zusätzlich wirkt THC entspannend und kann Betroffenen helfen, Stress und Anspannung zu reduzieren, die häufig mit Colitis ulcerosa einhergehen. Psychoaktive Nebenwirkungen wie Benommenheit oder Rauschgefühle sollten jedoch beachtet werden.

Frau mit Bauchschmerzen

Wirkung von CBD (Cannabidiol) bei Colitis ulcerosa

CBD wirkt nicht psychoaktiv und beeinflusst das Endocannabinoid-System (ECS) indirekt, indem es den Abbau von Endocannabinoiden hemmt und entzündungshemmende Effekte verstärkt. Es kann die Immunantwort regulieren, oxidativen Stress mindern und Entzündungen im Darm lindern. Zudem kann CBD Ängste reduzieren und die allgemeine Lebensqualität von Betroffenen verbessern.

Fazit

Cannabis bietet vielversprechende Ansätze in der unterstützenden Behandlung von Colitis ulcerosa. Durch die Wirkung auf das Endocannabinoid-System kann es helfen, Entzündungen zu hemmen, Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Die Therapie sollte individuell angepasst und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um die optimale Balance zwischen THC und CBD zu finden und mögliche Nebenwirkungen zu minimieren.

Colitis ulcerosa und Cannabis: Die Studienlage

Die Forschung zum Einsatz von Cannabis bei Morbus Crohn liefert zunehmend interessante Erkenntnisse:
 

  • Symptomlinderung: Eine randomisierte kontrollierte Studie (Kafil et al., 2018) ergab, dass Cannabisöl mit Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC) die Lebensqualität von Patienten verbessern kann. Die Patienten berichteten über eine Linderung ihrer Beschwerden, auch wenn keine signifikanten Unterschiede in den klinischen Remissionsraten festgestellt wurden. [Kafil et al. 2018]

  • Gute Verträglichkeit: In einer weiteren Studie traten Nebenwirkungen in den Cannabis-Gruppen häufiger auf als in den Placebo-Gruppen. Die berichteten Nebenwirkungen waren jedoch überwiegend mild bis moderat und umfassten Symptome wie Schwindel, Benommenheit und Müdigkeit. Trotz dieser Nebenwirkungen wurde Cannabis von den meisten Teilnehmern gut vertragen. Unter ärztlicher Aufsicht könnte Cannabis daher eine verträgliche Option in der begleitenden Therapie von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen darstellen. [Kafil et al. 2020]

Obwohl diese Ergebnisse vielversprechend sind, bleibt die Studienlage begrenzt. Daher ist es wichtig, die Anwendung von medizinischem Cannabis bei Morbus Crohn individuell mit einem erfahrenen Arzt zu besprechen, um mögliche Risiken und Nutzen sorgfältig abzuwägen.

Wie kann Ich mir Cannabis gegen Colitis ulcerosa verschreiben lassen?

  1. Beratungsgespräch: Besprich mit deinem Arzt, ob eine Cannabis-Therapie bei dir sinnvoll ist. Dabei werden mögliche Vor- und Nachteile sowie Risiken besprochen.
     

  2. Rezept: Liegt eine Indikation vor, kannst du Cannabisblüten oder -extrakte auf Rezept erhalten. Ob und in welchem Umfang die Krankenkasse die Kosten übernimmt, solltest du im Vorfeld klären.
     

  3. Einstellung: In der Regel beginnt man mit einer niedrigen Dosis, um Nebenwirkungen zu minimieren, und steigert sie schrittweise, bis man eine spürbare Verbesserung erreicht.

Häufige Fragen zu Cannabis und Colitis ulcerosa

Was bewirkt Cannabis bei Colitis ulcerosa?

Viele Menschen mit Colitis ulcerosa berichten, dass Cannabis ihre Beschwerden lindern kann, indem es Darmkrämpfe reduziert und Schmerzen verringert. Insbesondere THC wirkt entspannend und kann krampflösende Eigenschaften haben, während CBD beruhigend wirkt und die allgemeine Belastung durch die Erkrankung mindert.

Welches Cannabis bei Colitis ulcerosa?

Cannabis kann individuell angepasst werden, je nach Symptomatik und Bedarf:

  • THC-dominante Sorten können bei Colitis ulcerosa entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken, da THC direkt an CB1- und CB2-Rezeptoren bindet. 

  • CBD-dominante Sorten wirken nicht psychoaktiv und bieten entzündungshemmende sowie entkrampfende Eigenschaften. Sie werden gut vertragen und eignen sich ideal für den Tag, da sie Schmerzen lindern, ohne Konzentration oder Leistungsfähigkeit zu beeinträchtigen.

  • Kombinationspräparate mit abgestimmten THC-/CBD-Verhältnissen können die Vorteile beider Wirkstoffe kombinieren und so eine effektive Linderung mit reduzierter psychoaktiver Wirkung bieten.

Für eine optimale Wirkung und minimale Nebenwirkungen ist eine ärztliche Begleitung unerlässlich, um die richtige Sorte, Dosierung und Anwendungsform individuell abzustimmen.

Eine Lupe welche den englischen Satz "Frequently asked Questions" vergrößert.

Cannabis bei Colitis ulcerosa: Was sagt ein Arzt?

Dominik Koehler. Ein Arzt mit Kittel und STethoskop um den Hals lächelt freundlich in die Kamera.

Dominik Köhler, Arzt

"Seit über zwei Jahren unterstütze ich Patienten bei der Anwendung von medizinischem Cannabis zur Linderung von Beschwerden.
 

Viele Menschen mit Colitis ulcerosa leiden trotz medikamentöser Therapie weiterhin unter belastenden Symptomen wie Bauchschmerzen, Durchfall und Krämpfen. Herkömmliche Medikamente können zwar helfen, aber oft gehen sie mit Nebenwirkungen einher oder wirken nicht ausreichend.

Medizinisches Cannabis kann entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken und hilft, die nervöse Anspannung zu reduzieren, die viele Patienten während eines Schubes erleben. Es bietet somit eine unterstützende Option, um Symptome zu kontrollieren und die Lebensqualität zu verbessern.


Der Therapieerfolg und die Wahl der passenden Sorten unterliegen jedoch starken individuellen Unterschieden und sollten stets durch einen erfahrenen Arzt begleitet werden."

Disclaimer

Der Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Informationsvermittlung und ersetzt keine medizinische Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Die Inhalte sollen weder zur Eigendiagnose oder -behandlung anregen noch zur selbstständigen Änderung einer bestehenden medizinischen Therapie verleiten. Canflows gibt keine Empfehlungen ab und bewirbt weder spezifische diagnostische Methoden noch Behandlungsansätze. Solltest du Änderungen an deiner medizinischen Behandlung in Erwägung ziehen, sprich dies stets mit einem Arzt ab. Außerdem kann Canflows keine Garantie für die Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen übernehmen. Aus diesem Grund schließen sowohl der Autor der Texte als auch Canflows jegliche Haftung für Schäden aus, die aus der eigenständigen Anwendung der hier bereitgestellten Inhalte resultieren.

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